Zwei Anfragen unserer Gruppe SPD/UWG zeigen, warum dringender Unterstützungsbedarf bei unseren Schulen besteht. Was bislang an Hilfen vorhanden ist, z.B. durch Schulsozialarbeit, reicht bei Weitem nicht aus, um den Herausforderungen, vor denen unsere Schulen stehen, gerecht zu werden.

SPD/UWG-Anfrage zeigt: Auch hier immer mehr Jugendliche ohne Schulabschluss.
Eine der beiden SPD/UWG-Anfragen zu unseren Schulen brachte ans Licht, dass auch im Landkreis Osnabrück die Zahl der Jugendlichen ohne Schulabschluss in den letzten Jahren in besorgniserregendem Ausmaß gestiegen ist. Und zwar von 6,3 % im Jahr 2019 auf 9,6 % im Jahr 2024 (Anteil Abgänge ohne mind. Hauptschulabschluss). Das ist alarmierend mit Blick auf die Zukunftsperspektiven dieser jungen Menschen. Sie haben oft nur geringe Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden, und auch das Risiko, arbeitslos zu werden, steigt.

Unsere Initiativen Schulabschlüsse und Gewaltbereitschaft zeigen: Die Schulsozialarbeit ist wichtiger denn je.
Auf unsere SPD/UWG-Frage, welche Maßnahmen seitens des Landkreises ergriffen werden, um die Zahl der jungen Menschen ohne Schulabschluss zu verringern, verweist Landrätin Anna Kebschull an erster Stelle auf die Schulsozialarbeit. Deren Ziel sei es, „frühzeitig Benachteiligungen zu erkennen und durch individuelle Unterstützung die Chancen auf einen erfolgreichen Schulabschluss zu erhöhen“. Eine Schlüsselrolle kommt der Schulsozialarbeit auch bei der Aufgabe zu, der Aggressions- und Gewaltentwicklung entgegenzuwirken. Wie wichtig das ist, zeigte eine SPD/UWG-Anfrage zur Gewaltbereitschaft an Schulen. Diese Initiative führte zu einer Befragung von kreiseigenen Schulen. Einen ausführlichen Bericht dazu finden Sie unter: https://uwg-lkos.de/mehr-aggression-gewalt-an-schulen/
Obwohl die Schulsozialarbeit wichtiger ist denn je, bleibt das Angebot an Schulsozialarbeit weit hinter dem zurück, was notwendig wäre – zeigte sich in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Bildung, Kultur und Sport am 9. Oktober.

„Im letzten Schuljahr nahmen die Aufgaben der Schulsozialarbeit rasant zu“.
Im Bildungsausschuss wurde am 9. Oktober u.a. über den Jahresbericht des Programms „Sozialpädagogen an Schulen“ informiert. Dass vielerorts mehr als die bisherige sozialpädagogische Unterstützung benötigt wird, zeigen Rückmeldungen von Schulen. Hier ein Auszug aus der Ausschuss-Vorlage des Landkreises: – „Auch, wenn unser Ort vermeintlich ein idyllisches Bullerbü darstellt, sieht es hinter den Kulissen der Schule doch etwas anders aus. Wir würden uns sehr über eine Aufstockung der Schulsozialarbeit auf eine 35-Stunden-Stelle freuen. Es gibt dringende Bedarfe in der Einzelfallbegleitung, insbesondere da die Jugendämter und Therapieeinrichtungen derart überlastet sind, dass nicht alle in der Schule auffällig werdenden Kinder und Familien entsprechend versorgt werden können.“ – „Für unsere Schule ist die Arbeit der Schulsozialarbeit zu einer unverzichtbaren Ressource geworden. Traditionellerweise gelten wir nicht als „Problemschule“. Dennoch merken auch wir deutlich die veränderte Kindheit, die sich in den letzten Jahren entwickelt hat. Immer häufiger treten Fragen zur Erziehung auf, die von den Eltern nicht mehr oder nicht ausreichend übernommen werden können. Diese offenen Themen spiegeln sich dann im Verhalten der Schülerinnen und Schüler im Unterricht und im Ganztag wider. Hier wird die Expertise der Schulsozialarbeit dringend benötigt, um konflikthafte Situationen direkt vor Ort kindgerecht und sachgemäß zu lösen.“ – „Wir sehen an unserem Standort einen Mehrbedarf von bis zu 10 zusätzlichen Wochenstunden, die wir sehr gezielt und sinnvoll einsetzen könnten, um die Qualität der Begleitung und Unterstützung weiter aufrechtzuerhalten. Für uns steht fest: Auf die Arbeit der Schulsozialarbeit können wir nicht verzichten. Im Gegenteil – sie muss an allen Grundschulstandorten gestärkt und weiter ausgebaut werden, um den heutigen Herausforderungen gerecht zu werden.“ – „Im letzten Schuljahr nahmen die Aufgaben der Schulsozialarbeit rasant zu. Zu spüren ist eine zunehmende Gewaltbereitschaft unter den Kindern. Unser Wunsch sind 2 Vollzeitstellen.“

Unterversorgung: Die Finanzierung durch das Land Niedersachsen reicht nicht aus.
In der Vorlage des Landkreises zu lesen: „Der Landkreis Osnabrück sieht die Verantwortung für die Schulsozialarbeit und die Besetzung der entsprechenden Stellen in der Zuständigkeit des Landes Niedersachsen. Dieses finanziert diese Arbeit zwar an allen Schulformen, aber nicht in bedarfsgerechtem und ausreichendem Umfang“. Das Fazit des Landkreises: „Eine vollständige Abdeckung der Bedarfe an Schulsozialarbeit ist kurz- bis mittelfristig nicht realistisch. Es gibt keine Signale vom Land, dass von dort Ressourcen signifikant ausgeweitet werden.“
Auf freiwilliger Basis: Förderung der Schulsozialarbeit durch den Landkreis.
Dass die Bedarfe an Schulsozialarbeit zumindest teilweise abgedeckt werden können, liegt auch an einer freiwilligen Förderung dieser Arbeit durch den Landkreis. Mit seinem Zuschusssystem unterstützt der Landkreis Kommunen, die Schulsozialarbeit an Grundschulen eigenverantwortlich einrichten und die nicht vom Programm „Sozialpädagogen an Grundschulen“ profitieren. Folgende Gemeinden nehmen das Programm in Anspruch: Bad Essen, Bad Rothenfelde, Hagen a.T.W., Hasbergen, Ostercappeln sowie die Samtgemeinden Neuenkirchen und Bersenbrück. Insgesamt finanziert der Landkreis mit einem Mitteleinsatz 700.000 € die Schulsozialarbeit an insgesamt 22 Standorten. Die aktuellen freiwilligen Programme des Landkreises sind bis zum 31.07.2027 befristet.

Die „massiven“ Bildungs-Investitionen“ der Bundesregierung stehen bislang nur auf dem Papier.
Die Unterfinanzierung und die ständige finanzielle Unsicherheit bei der Schulsozialarbeit müssen aus unserer UWG-Sicht ein Ende haben. Schließlich ist die Schulsozialarbeit mehr denn je ein unverzichtbarer Baustein für Bildungserfolge – um möglichst allen Kindern und Jugendlichen die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie brauchen. Es braucht Lösungen für die bestehenden Defizite im Sektor Bildung, zu denen auch die Unterfinanzierung der Schulsozialarbeit gehört. Laut Koalitionsvertrag will die Bundesregierung „massiv“ in die Bildung investieren. Genannt wird da u.a., dass die Zahl der Jugendlichen ohne Abschlüsse gesenkt werden soll. Bislang stehen die großen Versprechen allerdings nur auf dem Papier.