Lütti-Zukunft: Neue Chance für ALLE Kommunen

Es wird eine „Anschubfinanzierung“ geben für On-Demand-Verkehre/Rufbusse im Landkreis. Das beschloss der Kreistag am 30. Juni. In Anspruch nehmen können das Geld alle Kommunen: Diejenigen Kommunen, in denen es bislang kein Rufbus-Angebot gab wie auch die 3 Lütti-Pilotprojekt-Kommunen – sofern sie ab 2026 ein On-Demand-Angebot in Eigenregie betreiben. Hier mehr zu diesem Beschluss sowie zu den Chancen, die damit verbunden sind.

Bis zu 200.000 € Förderzuschuss für On-Demand-Verkehre.

Beschlossen wurde, dass alle Kommunen – einmalig – eine „Anschubfinanzierung“ in Anspruch nehmen können. Diese soll 20 % des aufzuwendenden Gesamtvolumens für den On-Demand-Verkehr betragen, höchstens aber 200.000 € pro Kommune. Zu einer Mehrheit für die Anschubfinanzierung (aus Förderzuschüssen des Landkreises) kam es aufgrund eines von der Gruppe Grüne/FDP/CDW eingebrachten Antrags. Den haben wir als Gruppe SPD/UWG unterstützt. Dagegen stimmten die CDU und die AfD.

Als Pilotprojekt gibt es den Lütti bis Ende 2025 in 3 Kommunen (SG Bersenbrück, Melle, Bramsche). Melle und Bramsche haben bereits entschieden, dass es über 2025 hinaus weiterhin einen Lütti-Verkehr geben wird. Und die Samtgemeinde Bersenbrück? Mehr dazu weiter unten. Werden weitere Landkreis-Kommunen unter Nutzung der „Anschubfinanzierung aktiv werden in Sachen On-Demand-Verkehr? Das muss sich erst noch zeigen.

Anders als die SG Bersenbrück mit Samtgemeindebürgermeister Michael Wernke (links) haben sich Bramsche mit Bürgermeister Heiner Pahlmann (2. von links) und Melle mit Bürgermeisterin Jutta Dettmann (rechts) dafür entschieden, ab 2026 weiterhin einen Lütti-On-Demand-Verkehr zu bieten. Hier alle beim Start des Pilotprojekts im April 2024 in Melle. © Landkreis Osnabrück, siehe auch 1

Wirkliche Verbesserungen im ÖPNV wird es hier nur über On-Demand-Verkehre geben.

Der UWG-Fraktionsvorsitzende Detert Brummer-Bange ist froh darüber, „dass wir in der Kreistagssitzung am 30. Juni mehrheitlich doch noch die Kurve gekriegt haben in Richtung Fortführung und Ausbau von On-Demand Verkehren. Ich hatte ja bereits in der März-Sitzung gesagt, das das Feedback der Menschen aus meiner Samtgemeinde zum Lütti derart positiv ist, dass der Lütti nicht leichtfertig aufgegeben werden sollte. Wir brauchen sogar mehr On-Demand-Verkehr. So gibt es in Mecklenburg-Vorpommern z.B. einen Landkreis, der den ÖPNV fast ausschließlich mit einem On-Demand-Verkehr gestaltet.“

Mobilitätsoffensive Mecklenburg-Vorpommern: Im Landkreis Rostock wurde das Rufbus-System im Juli 2024 auf den ganzen Landkreis ausgeweitet. Quelle und ©: www.google.com/search?client=firefox-b-e&q=Mecklenmburg_Vorpommern+Rufbus

„Anders als in größeren Städten ist es hier bei unseren zumeist recht kleinen Orten schlicht unbezahlbar, überall Linienbusse einzurichten, die in kurzen Abständen fahren“, so Brummer-Bange. „Darum kann hier die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger beim ÖPNV nur durch On-Demand-Angebote verbessert werden. Ohne solche flexiblen innovativen Angebote bleibt alles beim völlig unzureichenden Alten. Die jetzt beschlossene Anschubfinanzierung eröffnet Chancen für alle Kommunen, passgenaue Lösungen für einen On-Demand-Verkehr zu entwickeln. So z.B. im Verbund mit lokalen Akteuren wie Taxi- und Busunternehmen.“

„Auch mit einem Bahnhalt in Alfhausen brauchen wir On-Demand-Angebote“.

Agnes Droste ist CDU-Bürgermeisterin in Alfhausen und Kreistagsmitglied. Sie sagte in der Sitzung am 30. Juni, dass „fehlender öffentlicher Nahverkehr ein Standortnachteil sei“. „Da bin ich ganz bei ihr“, so Brummer Bange. „Meine Kollegin sagte aber auch, ein Lütti Angebot sei ,nice to have‘, was ja soviel heißt wie ganz nett, aber nicht notwendig. Wirklich wichtig und notwendig sei dagegen ein Bahnhalt in Alfhausen. Meines Erachtens brauchen wir beides: On-Demand-Angebote und den Bahnhalt. Was den Bahnhalt in Alfhausen angeht, habe ich schon vor über 10 Jahren als Ankumer Bürgermeisters angeregt, dass sich alle Bürgermeister der Samtgemeinde in Alfhausen treffen und durch ein gemeinsames Foto signalisieren: Wir stehen alle für diesen Bahnhalt. Zu dem Foto kam es dann auch.“

Mai 2014: 7 Bürgermeister gemeinsam für einen Bahnhalt in Alfhausen. Das waren Detert Brummer-Bange (2. von links) sowie (von links) Sebastian Hüdepohl (Rieste), Reinhard Wilke (Kettenkamp), Horst Baier (Samtgemeinde Bersenbrück), Klaus Wübbolding (Alfhausen), Günter Voskamp (Gehrde) und Markus Frerker (Eggermühlen). Quelle noz, siehe 1, © Foto: Martin Schmitz

Nach 2014 gab es zahlreiche weitere Initiativen pro Bahnhalt. Alles vergeblich – weil die Entscheidung nun einmal nicht hier, sondern in Hannover getroffen wird.Brummer-Bange: „Aber selbst wenn der Bahnhalt käme, so würde er allein keineswegs die großen ÖPNV-Versorgungslücken für die Bürgerinnen und Bürger der SG Bersenbrück schließen. Auch mit einem Bahnhalt in Alfhausen brauchen wir ein On-Demand-Angebot.“ 

Ein anderer On-Demand-Verkehr in der SG Bersenbrück?

Laut Bersenbrücker Kreisblatt vom 3. Juli (Seite 11) ist für Samtgemeindebürgermeister Michael Wernke (CDU) ein „anderer On-Demand-Verkehr“ die „Lösung“. Wird der jetzt entwickelt? Ist der politische Wille vorhanden, für die Bürgerinnen und Bürger ein attraktives On-Demand-Angebot für erschwingliches kleines Geld zu etablieren?

CDU-Jubel „Lütti bleibt“ in Bramsche per Facebook. Erstaunlich. Im Kreistag war von CDU-Vertretern kein positives Wort zum Lütti zu hören – auch nicht von Andreas Quebbemann, der hier geradezu überschwänglich lobt und preist. Quelle und © Screenshot: www.facebook.com/cdubramsche/?locale=de_DE

Eine gute Empfehlung: „Wer gestalten will, muss nicht reden, sondern handeln“.

Interessant: In Bramsche preist das CDU-Kreistagsmitglied  Andreas Quebbemann die Lütti-Fortführung als Verdienst seiner Partei mit den Worten: „Lütti bleibt – weil wir’s angeschoben haben“. Prima, dass in Bramsche auch die CDU für eine Lütti-Zukunft stimmte. In der SG Bersenbrück werden die Lüttis bislang nur bis Ende 2025 fahren. Es sei denn, es wird im Anschluss  daran einen, wie Samtgemeindebürgermeister Michael Wernke (CDU) sagte, „anderen On-Demand-Verkehr“ geben? Kommt der und wie wird der aussehen? In einem Punkt ist dem Bramscher CDU-Mann Quebbemann zuzustimmen: „Wer gestalten will, muss nicht reden, sondern handeln“.

2019: Wahlkampf-Ansage „Viel mehr Bus und Bahn“ von Anna Kebschull. Als Landrätin machte sie dann die Verkehrswende mit Moin + (zu dem auch das Pilotprojekt Lütti gehört) zu einem Kernanliegen. Von „grüne Träumereien“ sprach dagegen 2019 die CDU Bersenbrück-Gehrde. Quelle und ©: rm