Es hätte viel besser kommen können – aber die Kreistags-CDU war nicht bereit, den vom Landkreis geplanten umfangreichen Werbemaßnahmen für das neue Rufbus-Angebot Lütti zuzustimmen. Verabschiedet wurde nur eine Mini-Maßnahme: eine 5-Tage-Aktion. Es wäre aber viel mehr möglich gewesen: 3 x bis zu 30 Tage zum Beispiel.

Was geplant war, aber nicht kommt – weil das Paket auf CDU-Widerstand stieß.
Was jeder weiß: Neues muss erst einmal bekannt gemacht werden. Es wissen bei Weitem noch nicht alle Bürgerinnen und Bürger, dass es die Lütti-Busse gibt. Darum plante der Landkreis mehrere Werbemaßnahmen zur Aktivierung und Bindung von Kunden. Dazu wird es allerdings nicht kommen – zum Nachsehen der Verbraucherinnen und Verbraucher. Das verhinderte Maßnahme-Paket des Landkreises beinhaltete:
- Maximal 3malig für eine Dauer von je max. 30 Tagen: Rabattaktionen (Gratisfahrten oder Fahrten für reduzierten Pauschalbetrag). Es hätte bis zu maximal 35.000 rabattierte Fahrten geben können. Bei der nur 5-tägigen Aktion, die nun kommen wird, ist man Lichtjahre von bis zu 35.000 rabattierten Fahrten entfernt. Außerdem plante der Landkreis:
- In einem „Freunde-werben-Freunde-Empfehlungsprogramm“ sollten Kunden maximal drei Fahrgäste werben können. Dabei wären Werbenden je geworbenem Fahrgast 15 Euro als Guthaben gewährt worden. Auch geworbene Kunden hätten ein Guthaben von jeweils 15 Euro bekommen. Auch daraus wird nun nichts.
Zur Abstimmung stand nur die 5-Tage-Mini-Werbe-Maßnahme. Es besteht die Gefahr, dass die Nachfrage in dieser kurzen Zeit viel zu groß ist.
Über ihre Facebook-Seite hatte sich die CDU-Fraktion schon vor der Kreistagssitzung gegen die vom Landkreis geplanten Maßnahmen positioniert. Die Folge des Widerstands: Statt der ursprünglich eingebrachten Sitzungsvorlage tauchte kurzfristig eine andere auf, und nur die stand zur Abstimmung. Das Ergebnis: Verabschiedet wurde die Mini-Maßnahme. Danach sind von Montag, 05.08.2024, Betriebsbeginn bis einschließlich Freitag, 09.08.2024, 21:00 Uhr alle Fahrten im On-Demand-Verkehr Lütti für alle Nutzenden kostenfrei.
Bei diesem nur einmaligen und sehr kurzen Zeitraum besteht jedoch die Gefahr, dass dann viel zu viele Menschen den Lütti nutzen wollen. Das kann schnell zu Lütti-Frust führen, wenn man z.B. nicht zum Zuge kommt oder länger warten muss. Dadurch würde die Werbung zur Anti-Werbung.

CDU schart sich um die Taxi-Unternehmen.
Detert Brummer-Bange (UWG), der auch während der Kreistagssitzung zum Lütti sprach: „In Städten gibt es einen in der Regel gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr, mit dem Bürgerinnen und Bürger zu erschwinglichen Preisen mobil sein können. Bei uns hier auf dem Lande gibt es das nicht. Diese Lücke füllen nun die Lütti-Busse, und sie ermöglichen dadurch von den Jugendlichen bis zu den alten und ältesten Mitbürgern ein bezahlbares Fortkommen von A nach B; einen öffentlichen Nahverkehr nach Bedarf. Wir als UWG wie auch als Gruppe SPD/UWG sprechen uns mit Nachdruck für das Modellprojekt Lütti aus und dafür, es zu einem Erfolg zu machen. Die vom Landkreis geplanten umfangreichen Werbemaßnahmen hätten wesentlich dazu beitragen können – wurden aber leider ausgebremst.“

Bei der Kreistagssitzung meldeten sich mehrere CDU-Fraktionsmitglieder zum Lütti zu Wort. Nach diesen Redebeiträgen konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass den Lütti-Bussen kein Erfolg beschieden sein soll. Für Detert Brummer-Bange ist es nicht nachvollziehbar, dass sich die CDU-Redner in der Weise, wie sie es taten, um die Taxi-Unternehmen scharten. Seine Anregung: Man sollte sich die hiesige Taxi-Realität doch einmal genauer anschauen.
„Zwei Stunden gewartet, bis ich endlich mit einem Taxi weiterkam“. Scheinbar andere Prioritäten.
Laut Detert Brummer-Bange warten die hiesigen Taxi-Unternehmen normalerweise nicht auf Fahrten von Privatpersonen. Im Gegenteil: Priorität genießen, zeigt auch ein Blick auf Webseiten, Krankenfahrten, Dialysefahrten, Eiltransporte für Unternehmen. „Ich musste z.B. auf dem Weg zu einer Beerdigung nach einer Autopanne zwei Stunden warten, bis ich endlich mit einem Taxi weiterkam“, so Detert Brummer-Bange. Ein Taxi müsse man sich zudem leisten können, und darum sollte es – wie das in den Städten der Fall ist – eine Alternative zur Fahrt mit dem Privat-Pkw oder einem Taxi geben.

Als Alternative sieht auch CDU-Samtgemeindebürgermeister Michael Wernke die Lüttis. Er sagte zum Start der Ruf-Busse: „Besonders für den ländlichen Raum in der Samtgemeinde Bersenbrück mit nur geringem öffentlichen Personennahverkehr wird der Lütti eine gute Alternative sein.“ (2) Aus den Reihen der Kreistags-CDU war am 17. Juni nichts dergleichen zu hören.
Ziel der CDU-Redner: Die grüne Landrätin und ihr Kernanliegen „Moin+. Ist schon Wahlkampf?
„Deutliche Kritik an Anreizmaßnahmen des MOIN+-Projekts“ lautet der erste Satz auf der Facebook-Seite der Kreistags-CDU zu den vom Landkreis geplanten umfangreichen Lütti-Werbemaßnahmen. Das neue Mobilitätskonzept Moin+ ist ein Kernanliegen der grünen Landrätin Anna Kebschull. Sie zu diesem Projekt bei jeder sich irgendwie bietenden Gelegenheit mit Kritik in Richtung Inkompetenz und Unzulänglichkeit zu überziehen, schien das Hauptanliegen der CDU-Redner zu sein. Ein Erfolg in dieser sogar bundesweit wegweisenden Sache – meint wohl, wer, wie die CDU, wieder selbst den Landrat stellen will – scheint da unerwünscht zu sein. Und so war es wenig verwunderlich, dass sich eine Rednerin bereits im Wahlkampf wähnte.

„Wir brauchen Rückenwind für den Lütti und für Moin+insgesamt“.
Für Detert Brummer-Bange lautet das Fazit gut 2 Monate nach dem Start der Lütti-Rufbusse und der Kreistagssitzung am 17. Juni: Um bessere Anbindungsmöglichkeiten im Land zu schaffen, würden mit den insgesamt 5 MOIN+-Maßnahmen gute neue Mobilitäts-Wege beschritten. Es handle sich dabei um Maßnahmen, die nicht nur nachhaltig seien, sondern jedem einzelnen Bürger und jeder einzelnen Bürgerin zum Vorteil gereichten.

„Wir brauchen Rückenwind für den Lütti und für Moin+insgesamt“, so Detert Brummer-Bange. „Wenn nun von der CDU beklagt wird, dass in einer besonderen Situation – bei einem Schützenfest – ein Lütti-Bus in der Schlange der wartenden Taxis stand, so spricht das nicht generell gegen das Angebot, sondern allein dafür, gegebenenfalls eine Korrektur vorzunehmen. Allerdings: Weil es nun einmal so gut wie keinen öffentlichen Nahverkehr gibt, dürfen auch Lütti-Busse bei Ereignissen wie Schützenfesten gerufen werden.“

Dass die Rufbusse bei Menschen, die sie bereits kennengelernt haben, auf eine sehr positive Resonanz stoßen, zeigen Gespräche im Bekannten- und Freundeskreis immer wieder. Die bisherigen Nutzerzahlen sind noch keineswegs aussagekräftig, denn es dauert seine Zeit, um ein neues Angebot in der Breite zu etablieren. Entschieden wird über die Zukunft der Lüttis im Jahr 2025. Die aktuell laufende Modellphase soll zeigen, wie die Angebote angenommen werden und ob es Rufbusse in weiteren Kommunen des Landkreis gegeben soll.
Quellen:
- www.facebook.com/stadt.melle/posts/pfbid0KwhpVX4ZF49GjgtdV6TWYn97ZLJWh24jhX6EJR5YgZYqnN5jUyiFf555BijLJqpel?locale=de_DE; Fotos Landkreis Osnabrück, Stadt Melle
- Quelle: https://sgbsb.de/sgbsb/luetti-startet-in-der-samtgemeinde-bersenbrueck/
- https://www.landkreis-osnabrueck.de/presse/pressestelle/pressemeldungen/60732-rund-16-millionen-euro-bundesfoerderung-fuer-den