Eklatanter Mangel an Pflege-Fachkräften

Die Kreistagsgruppe SPD/UWG läutete am 29. August mit einer Gruppensitzung die im September anstehende Runde der Ausschusssitzungen ein. Vorbereitung auf die Dinge, die da kommen werden, stand auf dem Programm. Mit dabei war der UWG-Fraktionsvorsitzende Detert Brummer-Bange, hier mit einigen Zahlen & Fakten zur Pflege im Landkreis.

Das Thema Pflege wird die Landkreis-Politik noch lange beschäftigen. Schon jetzt fehlen Pflege-Fachkräfte, und die Lage wird sich weiter verschärfen. Es braucht große Anstrengungen, um einer Verschlechterung der pflegerischen Versorgung entgegenzuwirken. © rm

„Bei der jüngsten Sitzung unserer Kreistagsgruppe SPD/UWG ging es u.a. um den am 6. September tagenden Ausschuss für Soziales, Senioren und Gleichstellung. Nicht nur in diesem Ausschuss wird uns das „Rahmenkonzept Strategische Ziele (2022-2026)“ beschäftigen. Dieses Konzept steht für die großen Aufgaben, die in den kommenden Jahren zu bewältigen sind – und dazu gehört auch die Pflege.

Auf der Tagesordnung des Ausschusses für Soziales, Senioren und Gleichstellung: Das Ziel 4 der strategischen Ziele. Es umfasst die „Daseinsvorsorge“, zu der auch die Pflege gehört.

Der Mangel an Fachkräften ist das zentrale Problem.

Vor welch‘ großen Herausforderungen wir bei der Pflege stehen, zeigt der über 120 Seiten umfassende 4. Pflegebericht des Landkreises, der im Juni in den Ausschusses für Soziales, Senioren und Gleichstellung eingebracht wurde. Dass die Zahl der alten Menschen und damit auch die Zahl der pflegebedürftigen Menschen immer weiter ansteigen wird, ist seit Jahren bekannt. Bekannt ist auch, dass der Pflege Fachkräfte fehlen. Aber wie ernst ist die Lage? Sehr ernst, zeigt dieser 4. Pflegebericht.

Im 4. Pflegebericht zu lesen: „Die Zahl der über 65-Jährigen wird sich nach der Prognose bis zum Jahr 2035 um knapp 30,2 % erhöhen (auf 100.016 Menschen)“. Dass Menschen möglichst lange fit bleiben und selbständig leben können – dazu beizutragen steht ebenfalls auf der Agenda des Landkreises. © rm

Was die Fachkräfte angeht, ergab ein Personalmonitoring der teil-und vollstationären Pflegeeinrichtungen, der ambulanten Pflegeanbieter sowie der Krankenhäuser des Landkreises Osnabrück mit Stand 30.06.2019, dass mind. 657 Pflegefachkräfte fehlen. Hinzu kämen weitere 554 Pflegefachkräfte, die im Zeitraum von 2026 bis 2031 in Altersrente übergehen werden.

Was die Einrichtungen angeht: Bis zum Jahr 2035 werden bis zu 1.431 Plätze für pflegebedürftige Menschen fehlen. Das zentrale Problem ist jedoch der Mangel an Pflege-Fachkräften, denn nur mit ausreichend Personal können Plätze auch genutzt werden.

Zu den Pflegedürftigen, für die es Fachpersonal braucht, gehören auch mehr und mehr Menschen mit Demenz.  © rm

An fehlenden Ausbildungsplätzen liegt der Fachkräfte-Mangel nicht. Laut Landkreisbericht bieten die zwölf Pflegefachschulen des Landkreises und der Stadt Osnabrück ausreichend Ausbildungsplätze an – die bleiben jedoch in großer Zahl unbesetzt. Mit Stand 03.11.2021 wurden 20 % der Ausbildungsplätze nicht belegt. Erschwerend kommt noch hinzu, dass viele eine begonnene Ausbildung abbrechen. Nicht genutzte Ausbildungsplätze, viele Abbrecher: Auch dieses Problem gilt es zu lösen.

Ohne die vielen pflegenden Angehörigen, zeigen diese Zahlen, würde das System Pflege nicht funktionieren. Quelle und © Grafik: www.landkreis-osnabrueck.de/sites/default/files/2022-07/ortlicher-pflegebericht-4.-aktualisierte-fassung_0_0.pdf

Pflegende Angehörige: Mit ca. 68,63 % die tragende Säule im Pflegesystems.

Nach den Zahlen des Landkreises wurden im Landkreis Osnabrück „im Jahr 2019 ca. 75,5 % der 18.547 Pflegebedürftigen in der eigenen Häuslichkeit gepflegt. Von den 14.013 zu Hause Versorgten erhalten 9.617 (68,63 %) Pflegegeld, das heißt, sie werden in der Regel ausschließlich durch Angehörige gepflegt. Prognostisch wird die Anzahl der notwendigen pflegenden Angehörigen auf eine Zahl von ca. 29.405 bis ca. 33.653 ansteigen (+ ca. 19,2 %).“ Das Problem: Schon jetzt sind viele pflegende Angehörig an ihrer Leistungsgrenze und weit darüber hinaus. Was bedeutet das für die Zukunft der häuslichen Pflege? Was kann getan werden, um pflegende Angehörige zu unterstützen?

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Spektrum der Handlungsschwerpunkte des Landkreis. Quelle und © Grafik: www.landkreis-osnabrueck.de/sites/default/files/2022-07/ortlicher-pflegebericht-4.-aktualisierte-fassung_0_0.pdf

Eine Vielzahl von Handlungsempfehlungen.

Es gibt viel zu tun, zeigt der jüngste Pflegebericht. Als SPD/UWG werden wir uns intensiv mit der Thematik und mit den Handlungsempfehlungen des Landkreises zur Sicherstellung der pflegerischen Versorgung im Landkreis befassen. Maßnahmen ergreifen, dass einer Pflegebedürftigkeit so gut und so lange es geht vorgebeugt wird, auch das gehört zu den vor uns liegenden Aufgaben. Stichwort: „Gesund älter werden“. Dieses Thema sollte in den Kommunen einen hohen Stellenwert einnehmen, um möglichst vielen Menschen ein langfristiges Leben in ihrer gewohnten häuslichen Umgebung zu ermöglichen.

Essen mit Spezialbesteck: Detert Brummer-Bange 2019 beim 1. Senioren-Info-Tag der Samtgemeinde Bersenbrück in Ankum. Die Veranstaltung, eröffnet vom damaligen Samtgemeindebürgermeister Dr. Horst Baier, zeigte, wie sehr das Älterwerden in der Samtgemeinde bereits als eine auch öffentliche Aufgabe verstanden wird. © rm

10 Ausschüsse tagen im September.

Zwischen dem 6. September und dem 29. September werden 10 Ausschüsse öffentlich tagen. Dem Ausschuss für Soziales, Senioren und Gleichstellung gehört mein UWG-Kollege Sebastian Gottlöber an. Diesmal werde aber auch ich an der Sitzung teilnehmen. Der Grund: Wenn jemand verhindert ist, springen wir füreinander ein. Dann vertreten UWG-Kollegen, wie in diesem Fall, SPD-Kollegen und umgekehrt. So ernst die Zeiten und viele der anstehenden Themen sind: Es wurde vielerorts im Landkreis auch gefeiert. Warum und wie – mehr dazu im nächsten Bericht.