Ein gemeinsamer Antrag von SPD/UWG, CDU, GRÜNE/FDP/CDW zur Sicherstellung einer flächendeckenden Krankenhaus- und Gesundheitsversorgung im Landkreis Osnabrück wurde mit der erwartbar großen Mehrheit angenommen. Aus Sicht der UWG unsäglich-unseriöses und verantwortungsloses AfD-Agieren.
„Den Blick nach vorne richten“.
Dass eine Schließung des Krankenhauses in Ostercappeln nicht abzuwenden ist, zeichnete sich bereits in den letzten Wochen vor dem Hintergrund der Veränderungen im Gesundheitswesen ab. Gründe dafür sind u.a. der Fachkräftemangel, weniger stationäre und mehr ambulante Behandlungen von Patienten sowie die Krankenhausreform, die für den Landkreis viel zu spät kommt. Der Verlust des Krankenhauses St. Raphael Ostercappeln wiege schwer, sagte Landrätin Anna Kebschull bereits im Juni, aber „wir müssen den Blick nach vorne richten“.
„Über Jahrzehnte verpennt“. Anders als Landkreis und Kreistag plante Niels-Stensen keinerlei Nachnutzung für Ostercappeln.
Detert Brummer-Bange (UWG) kritisierte in seinem Beitrag, dass in Deutschland, anders als in anderen Ländern, Entwicklungen über Jahrzehnte verpennt wurden und dass jetzt Konzerne darüber entscheiden, welche Häuser dicht gemacht werden. Er könne, so der Ankumer Brummer-Bange, sehr gut nachvollziehen, was die Ostercappeln-Schließung für die Menschen vor Ort bedeute. Wenn er am jüngst geschlossenen Krankenhaus in Ankum vorbeifahre, kämen ihm noch immer die Tränen.
Kritisiert wurde von Brummer-Bange auch, dass Niels Stensen keinerlei Nachnutzung für das Krankenhaus Ostercappeln plante. Es wäre einfach nur dicht gemacht worden. Umso wichtiger, wie in dem Antragsbeschluss festgeschrieben, dass sich Landkreis und Kreistag für Ostercappeln als Gesundheitsstandort engagieren und für eine Weiternutzung als sektorenübergreifende Versorgungseinrichtung.
„Den ganzen Landkreis in den Blick nehmen“.
Was die Krankenhaus-Landschaft angeht, besteht für Detert Brummer-Bange die Gefahr, dass das Ende der Fahnenstange noch keineswegs erreicht ist. Er hielt auch die Zukunft des Krankenhauses in Melle keineswegs für gesichert. Wichtig sei, den gesamten Landkreis in den Blick zu nehmen. Positiv aus der Sicht von Brummer-Bange: Dass die Niels-Stensen-Entscheidungen nicht einfach hingenommen werden, sondern dass eine Kreistagssitzung wie diese sich schwerpunktmäßig-intensiv mit der Zukunft der Gesundheitsversorgung beschäftigt.
„Unsäglich-unseriöses und verantwortungsloses AfD-Agieren“. AfD kam nicht zur Expertenrunde. Vorlagen nicht gelesen?
Marcel Queckemeyer (AfD) verstieg sich zu der Aussage, mit den 118 Mio. €, die man für die Kreishaussanierung ausgebe, könne man über 100 Jahre das Krankenhaus in Ostercappeln erhalten. Dazu Detert Brummer-Bange nach der Sitzung: Es sei wie zumeist bei der AfD: Fakten, die ihr nicht in den Kram passen, würden schlichtweg ignoriert. So der Fakt, dass der Landkreis bei der Lage der Dinge keinerlei Gelder ins Krankenhaus Ostercappeln stecken darf. Im Kurzgutachten von Rödl & Partner ist zu lesen: Der Landkreis könne sogar im Fall der finanzielle Unterstützung des Krankenhauses „in einen strafrechtlich relevanten Bereich kommen“.
Ignoriert werde vom AfD-Vertreter auch völlig, dass das Krankenhaus Ostercappeln nicht isoliert behandelt werden kann, denn es ist Teil des Niels-Stensen-Verbunds. Deren Kliniken sitzen auf Defiziten von jährlich 30 Millionen. Was der Landkreis kann und darf, was im Bereich seiner Möglichkeiten liegt und was nicht, hätte der AfD-Vertreter ganz genau wissen können.
So berichteten am 15. August mehrere Experten 4 Stunden lang im Rahmen einer Ausschuss-Sondersitzung zu allen Facetten der Problematik. Dort hätte sich Marcel Queckemeyer (AfD) umfassend informieren und Fragen stellen können – aber er war nicht anwesend. Nach seinen Ausführungen im Kreistag kann man eigentlich nur annehmen, dass er auch die Vorlagen zu den Tagesordnungspunkten nicht gelesen hat. Das Agieren der AfD, so Brummer-Bange, sei „unsäglich-unseriös und verantwortungslos“.
Gemeinsamer Antrag: Ein Bündel von Maßnahmen, um drohende Versorgungslücken zu verhindern.
Was tun, um drohenden Versorgungslücken entgegenzuwirken? „Wir müssen jetzt mit vereinten Kräften dafür sorgen, dass zügig Maßnahmen ergriffen werden, um weiterhin eine bestmögliche medizinische Versorgung im Landkreis zu gewährleisten“, so Detert Brummer-Bange. „Es braucht dazu, wie in unserem gemeinsamen Antrag dargelegt und vom Kreistag beschlossen, ein ganzes Bündel an Maßnahmen.“