„Völlig überraschend, eine großartige Perspektive“: Dass zukünftig in Osnabrück ein Medizinstudiengang eingerichtet werden soll, erfuhren Detert Brummer-Bange (UWG) und weitere Kreistagsmitglieder bei einer Sitzung am Montag, dem 2. Juni. „Die Nachricht kam völlig überraschend“, so der UWG-Fraktionsvorsitzende, „sie eröffnet eine großartige Perspektive und ist ein Meilenstein innovativer Politik“.

Erst vor wenigen Tagen haben wir in einem UWG-Bericht den viele Menschen extrem belastenden Ärztemangel thematisiert und über die Landkreis-Intitiative berichtet, ein Gutachten zur Lage der Dinge in Auftrag zu gebeten. Mehr dazu hier: https://uwg-lkos.de/aerzte-versorgung-der-landkreis-wills-wissen/
„Man kann die mutige Entschlusskraft gar nicht hoch genug bewerten“.
Insbesondere im ländlichen Raum wie dem Landkreis Osnabrück und in mittelgroßen Städten wie der Stadt Osnabrück bestehen wachsende Versorgungsengpässe im ambulanten wie stationären Sektor. Was dagegen tun? Dass zu wenig Medizinstudienplätze vorhanden sind, wird seit Jahren beklagt. Nun handelten der Landkreis, die Stadt Osnabrück und die weiteren Beteiligten nach dem Motto: Wenn diejenigen, die eigentlich dafür zuständig sind, zu wenig tun, packen wir’s selber an. „Man kann diese mutige Entschlusskraft, mit der das Projekt Medizinstudium in Osnabrück jetzt vorbereitend auf den Weg gebracht wurde, gar nicht hoch genug bewerten“, so Brummer-Bange. weiter.

„Nun ist es an uns Kreistagsmitgliedern, den Weg zur Realisierung frei zu machen“.
Vor der Wiedervereinigung gab es in West- und Ostdeutschland insgesamt etwa 13.500 Studienplätze. Nach der Wende sank diese Zahl teilweise auf unter 10.000. Im Wintersemester 2024/25 standen an den staatlichen Hochschulen insgesamt etwa 10.200 Studienplätze für Humanmedizin zur Verfügung. Experten und sogar das Bundesgesundheitsministerium schätzten bereits vor Jahren, dass mindestens 15.000 Studienplätze gebraucht werden, um die Qualität der medizinischen Versorgung zu sichern (Quelle: siehe 1).
Mit 50 Medizin-Studierenden im 1. Jahr und schlussendlich 500 Studierenden würde unsere Region dann einen nachhaltigen Beitrag zur Entlastung des überlasteten Medizinstudienmarkts leisten und gleichzeitig den Bildungs- und Gesundheitsstandort Stadt und Landkreis Osnabrück langfristig stärken.

Wenn nun die politischen Gremien wie z.B. die zuständigen Kreistagsausschüsse und der Kreistag grünes Licht geben für das Vorhaben, kann noch in diesem Jahr die Initiierungsphase anlaufen. Bestenfalls könnten zum 1. Oktober 2027 dann die ersten 50 Medizinstudierenden ihre Ausbildung in Osnabrück beginnen.
Der kommunale Finanzierungsanteil, den sich Stadt und Landkreis paritätisch teilen werden, ist abhängig vom endgültigen Trägermodell und dürfte sich auf ca. 8 Millionen Euro belaufen. Hinzu kommen voraussichtlich 2 Millionen Euro für die Initiierungsphase. Quelle: siehe 2.

Studentinnen und Studenten, die hier studieren, für die Region gewinnen.
„Landrätin Anna Kebschull ist zuzustimmen“, so Brummer-Bange, „wenn sie bei der Pressekonferenz sagte: ,Eine medizinische Hochschule sehen wir als weiteren, wesentlichen Schritt, um junge Menschen aus und für die Region zu gewinnen, sich hier langfristig als Hausärztinnen und Hausärzte niederzulassen oder in unseren Kliniken tätig zu werden. Die medizinische Versorgung insbesondere im ländlichen Raum sicherzustellen, ist zentral für die Zukunft unserer Region.“ Weiterhin gelte es, ganz besonders auch den Pflegebereich und die Ausbildung des medizinischen Fachpersonals zu stärken‘.“

„Ob Stipendien oder Studienkredite: Es braucht weitere Unterstützung und innovative Ideen“.
„Als UWG-Kreistagsfraktion setzen wir darauf und engagieren wir uns dafür“, so Detert Brummer-Bange, „dass die Einrichtung eines Medizinstudiengangs in Osnabrück eine Initialzündung ist, die weitere innovative Ideen und Initiativen nach sich zieht. Da es sich bei dem Osnabrück-Projekt nicht um die Einrichtung einer staatlichen Medizin-Fakultät handelt, müssen Studiengebühren in Höhe von erwarteten 10.000 bis 15.000 Euro pro Semester erhoben werden. Sicherzustellen ist in diesem Zusammenhang, dass die Aufnahme des Studiums nicht am Geld scheitert. Einzelne Kommunen könnten da z.B. Stipendien vergeben oder regionale Stiftungen, unsere Banken können Angebote für Studienkredite machen usw. Wir alle sollten doch ein Interesse daran haben, dass sich mehr Ärzte und Ärztinnen bei uns ansiedeln. Das ist für die Menschen ein Gewinn, aber ebenso für die Kommunen und für die Wirtschaft.“
Projektziele und Ablauf in drei Phasen.
Das Projekt ist dabei in drei aufeinanderfolgende Phasen untergliedert:
- Initiierungsphase (ca. 2,5 Jahre): Entwicklung der universitären Grundstruktur, Erstellung des Studiengangkonzepts, Entwicklung aller Ordnungen und Antragsunterlagen zur Zulassung.
- Aufbau- und Aufwuchsphase (5,5 bis 7,5 Jahre): Semesterweise Aufnahme von Kohorten à 50 Studierenden mit sukzessivem Personal- und Infrastrukturaufbau.
- Steady State: Vollauslastung mit 500 Studierenden und wirtschaftlicher Selbstständigkeit der Hochschule.
Quellen:
1 www.aerztezeitung.de/Wirtschaft/Zank-um-Zahl-der-Studienplaetze-404075.html
2 www.landkreis-osnabrueck.de/presse/pressestelle/pressemeldungen/64084-stadt-und-landkreis-wollen-medizinische-hochschule