Was macht eigentlich Matthias Pietsch so?

Fragen an das UWG-Kreistagsmitglied aus Melle. Was macht sein Leben aus? Was bewegt ihn? Was macht ihm Spaß? Wofür engagiert er sich? Schreiben will er noch ein „erschütterndes Zeitdokument“. Was es damit auf sich hat? Mehr dazu hier.

Wer sind die Menschen, die die Bürgerinnen und Bürger für die UWG in den Kreistag gewählt haben? Wie stellen sie Ihnen vor, beginnend mit Matthias Pietsch. Folgen werden demnächst seine Kollegen Detert Brummer-Bange aus Ankum und Sebastian Gottlöber aus Glandorf.

Die UWG-Fraktion im Fraktionszimmer mit (von rechts) Sebastian Gottlöber, Matthias Pietsch, Detert-Brummer-Bange sowie Fraktionsmitarbeiter Falk Landmeyer. © rm

„Ich erfülle ganz klar das Rentnerklischee, dass Ruheständler eigentlich gar keine Zeit mehr haben“, lacht Matthias Pietsch. „Ich weiß gar nicht, wie ich früher ‚nebenbei‘ noch habe arbeiten können.“ Der ehemalige Berufsschullehrer aus dem Bereich Fahrzeugtechnik (das liegt bei ihm in der Familie) war zuletzt bei der niedersächsischen Landesschulbehörde (jetzt Landesamt für Bildung und Schule) als Dezernent in der Schulaufsicht tätig. Waren es zuvor Schülerinnen und Schüler, so hat der leitende Regierungsschuldirektor später Lehrkräfte betreut. Auf die Frage, welche Klientel anstrengender war, schmunzelt Matthias Pietsch nur vielsagend.

Matthias Pietsch, hier am Rednerpult während einer Kreistagssitzung, ist seit dem 1. November 2016 Mitglied des Kreistags.

„Da kommen über 100 Sitzungen pro Jahr zusammen“.

Und nun? Wie sieht das Rentnerleben aus? „Einen wesentlichen Tätigkeitsbereich stellt natürlich die Kommunalpolitik dar.“ Der 65-jährige ist als Mitglied des Kreistags in mehreren Ausschüssen unterwegs, ebenso wie er als Mitglied des Rates der Stadt Melle zusammen mit seinem Fraktionskollegen Falk Landmeyer sämtliche Ausschüsse abdeckt.

„Da kommen schon deutlich über 100 politische Sitzungen im Laufe des Jahres zusammen, die ein hohes Maß an Vorbereitung erfordern“, erläutert Matthias Pietsch. Sein Anspruch ist, die oft enorm umfangreichen Sitzungsunterlagen sorgfältig durchzuarbeiten. „Das kommt am Ende einem Fulltime-Job nahe.“

Begeisterung für den Amateurfußball: Matthias Pietsch steht auch schon mal als (Aushilfs-) Stadionsprecher zur Verfügung. Quelle und ©: mp

„Ein großer Fan des Amateurfußballs“.

Bleibt bei alledem überhaupt noch Zeit für anderes? „Die vier Kinder sind erwachsen, der Betreuungsaufwand für die mittlerweile fünf Enkelkinder ist noch zu bewältigen – zeitlich geht da also noch was“, so Matthias Pietsch. Ehrenamtlich ist er neben der Politik und der UWG-Vereinsarbeit für den Fußballsport unterwegs. Nach etlichen Jahren als Abteilungsleiter beim SC Melle 03 nimmt er dort zwar keine offizielle Position mehr wahr, steht aber noch immer für die Turnierorganisation oder als (Aushilfs-) Stadionsprecher zur Verfügung. „Das macht mir Spaß und da mein jüngster Sohn noch aktiv spielt, bin ich ein großer Fan des Amateurfußballs. Dem Profifußball hingegen kann ich nicht so sehr viel abgewinnen“, so Matthias Pietsch.

Matthias Pietsch (rechts) bei der Vorstellung eines Integrations-Buchprojekts. Gemeinsam mit seiner Frau engagiert er sich in der Flüchtlingshilfe.

„Das wird ein erschütterndes Zeitdokument werden“.

Zudem engagiert sich Matthias Pietsch in der Flüchtlingshilfe. Zusammen mit seiner Frau als Integrationslotsin betreut er seit Jahren eine Familie aus Syrien, von denen 2015 zuerst drei unbegleitete Kinder nach Deutschland kamen.

Außerdem wohnt in einer Wohnung bei der Familie Pietsch ein junger Mann aus Eritrea. Dessen bestürzende Fluchtgeschichte möchte der ehemalige Deutschlehrer unbedingt zu Papier bringen. „Das wird“, sagt Matthias Pietsch, „ein erschütterndes Zeitdokument werden, das die hier nur wenig beachteten Fluchtanlässe beleuchten wird.“

Vor wenigen Monaten, im September, war Matthias Pietsch Mitglied der Delegation aus Melle, die die Partnerstadt Niğde besuchte! Hier (rechts, im dunkelblauen Shirt) bei einer der zahlreichen Besichtigungen.

„Wirklich gelungene Solidaritätsaktion mit den Erdbebenopfern“.

Tätig ist Matthias Pietsch auch im Vorstand des Meller „Deutsch-Türkischen Arbeitskreises“. In dem Verein geht es hauptsächlich um die Pflege der Beziehungen zu Melles türkischer Partnerstadt Niğde in Anatolien.

„Die Nachrichten zu dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien waren und sind ein Schock“, so Matthias Pietsch. „Glücklicherweise sind in unserer Partnerstadt Niğde keine Menschen oder Gebäude zu Schaden gekommen. Gespürt hat man das Beben aber auch dort.“

Auf große Resonanz stieß am 10. Februar eine Aktion der Ehrenamtlichen der DITIB Melle Mimar Sinan Moschee zugunsten der Erdbebenopfer: Quelle und ©: www.facebook.com/SPDKommunalpolitikerin/.

„Außerdem bangen in unserer Partnerstadt viele um Familien und Freunde in den betroffenen Gebieten. In Melle starteten die Ehrenamtlichen der DITIB Melle Mimar Sinan Moschee eine wirklich gelungene Solidaritätsaktion. Durch den Verkauf von köstlichen Fladenbroten (Lahmacun) kamen 22.500 € zusammen. Ich bin froh, dass ich dazu einen kleinen Beitrag leisten konnte. Die Gefahr ist für die Menschen aber noch nicht vorbei. So bebte erst vor wenigen Tagen, am 25. Februar, die Erde in der Provinz Niğde mit einer Stärke von 5,2.

Sogar Sat.1-Regional berichtete: Matthias Pietsch baute ein Lastenfahrrad zu einem kleinen Wohnmobil um, in dem er unterwegs auch übernachten kann. Quelle: www.sat1regional.de/niedersachse-baut-lastenfahrrad-zu-mobilem-tiny-house-um/

Ehrenamtlich aktiv ist Matthis Pietsch auch als Mitglied des Meller Lionsclubs. Zuletzt wurden für den Meller Weihnachtsmarkt Plätzchen gebacken, die er bei seinem Standdienst zur Unterstützung der Jugendarbeit in Melle an den Mann und die Frau brachte.

Da kommt Freude bei den Enkelkindern auf: Selbstgebautes von Opa Matthias wie dieses Pickler-Dreieck und ein Activityboard. © mp

Tüftler und Bastler: Vom Tiny-Wohnmobil bis zu Holzspielzeug für die Enkelkinder.

Zu wenig Zeit bleibt Matthias Pietsch bei all dem Einsatz für sein eigentliches Hobby, das Basteln. Der Umbau eines chinesischen Lastenrades zu einem „Tiny-Wohnmobil“ ist zwar abgeschlossen, jedoch geistern noch etliche weitere Projekte in seinem Kopf.

Bald geht’s wieder los: Wer auf die Facebook-Seite von Matthias Pietsch schaut (www.facebook.com/mpmelle), stellt fest: Bei der Familie Pietsch stammt viel Nahrhaftes aus dem eigenen Garten. Was an Gartenabfall entsorgt werden muss, wird von Matthias Pietsch per Lastenrad abtransportiert. © mp

Neben einer fast fertiggestellten CNC-Fräsmaschine und diversen Holzspielzeugen für die Enkelkinder widmet er sich derzeit einigen Photovoltaik-Projekten, die allerdings noch nicht über die Experimentierphase hinausgekommen sind. „Mir fehlt einfach die Zeit als Rentner…“