+++ Gebiet Artland-Bohmte erfüllt alle Mindestanforderungen +++ Wie es jetzt weitergeht +++ Hochradioaktiv: Endlager soll Sicherheit für 1 Mio. Jahre (!) bieten +++ Risiko Zwischenlager: „Droht samt Atommüll abzusaufen“ +++ Verbrauchte Brennelemente aus AKWs machen 99 Prozent der Strahlung aus. +++
Ein Endlager für hochradioaktiven Atommüll im Gebiet Artland-Bohmte? Der aktuelle Stand dazu ist: Anders als andere wurde dieses Gebiet „vorerst nicht als Teiluntersuchungsraum ausgeschlossen“. Detert Brummer-Bange, für die UWG Mitglied im Umweltausschuss, über den jüngsten Zwischenbericht zur Endlager-Suche im Landkreis Osnabrück.
Altlast Atomkraftwerke: Die 1-Million-Jahre-Gefahr. 27.000 Kubikmeter hochradioaktive Abfälle in Deutschland.
„Am 21. Mai wurde uns im Umweltausschuss der zweite Zwischenbericht zur Endlager-Suche im Landkreis Osnabrück vorgestellt“, so Detert Brummer-Bange. „Aus meiner Sicht rückte er nicht zuletzt zweierlei ins Bewusstsein. Zum einen: Über 60 Jahre nach dem Anlaufen des ersten Atomkraftwerks im Jahr 1961 gibt es noch immer kein Endlager für den hochradioaktiven Müll und damit keine sichere Lagerung für 27.000 Kubikmeter hochradioaktiver Abfälle (1).
Bunt eingefärbt = Suchgebiet. Hotspot Niedersachsen.
Detert Brummer-Bange: „Ins Bewusstsein rückte der im Umweltausschuss präsentierte Zwischenbericht zudem das enorme Risiko, das hochradioaktiver Müll darstellt. Nach den Kriterien der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) muss ein Endlager-Standort die bestmögliche Sicherheit für eine Million Jahre (!) gewährleisten, weil Mensch und Umwelt für diesen langen Zeitraum vor der gefährlichen Strahlung geschützt werden sollen und müssen.“
Wo in Deutschland nach einem Endlager gesucht wird, zeigen Karten. Die entsprechenden Gebiete sind bunt eingefärbt. 54 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands wurden als Erkundungsgebiet ausgewiesen, in Niedersachsen sind es sogar 80 Prozent. Damit ist Niedersachsen ein Hotspot der Endlagersuche.
Es sei zu erwarten, dass sich das Gebiet Artland-Bohmte als „für eine Standortregion geeignet herausstellt.“
Der Landkreis und die Stadt Osnabrück haben das Öko-Institut mit der fachlichen Begleitung der Endlager-Suche durch die Bundesgesellschaft für Endlagerung (www.bge.de) beauftragt. Laut Bericht dieses Instituts werden wohl – bis auf eine Ausnahme – die hiesigen Teilgebiete aus der weiteren Suche ausgeschlossen, weil zumindest eine der Mindestanforderungen vermutlich nicht erfüllt wird. Die Ausnahme ist „das Segment 1 des Teilgebietes 077 (Gebiet Artland-Bohmte)“. Es erfüllt alle Mindestanforderungen. Und so sei zu erwarten, dass „dieses Segment vorerst nicht als Teiluntersuchungsraum ausgeschlossen wird und sich im weiteren Verlauf der Untersuchungen als für eine Standortregion geeignet herausstellt.“
Es führt kein Weg an einem Endlager vorbei. Fertig erst im nächsten Jahrtausend?
Detert Brummer-Bange: „Wir brauchen ein dauerhaftes Lager für Atommüll. Daran führt kein Weg vorbei. Nach den bisherigen Zeitplan-Veränderungen wird Deutschland aber wohl erst Anfang des nächsten Jahrtausends über ein Endlager verfügen (2). Das wäre etwa 150 Jahre nach dem Anlaufen des ersten Atomkraftwerks. Bis dahin blieben die Risiken der Zwischenlager, denn wenn diese die gebotene Sicherheit bieten würden, müsste ja kein Endlager gesucht werden.“
Sicherheitsversuche seit 2009 – bislang ohne Erfolg. Weiterhin 1-Millionen-Jahre-Risiken schaffen?
Wie groß Zwischenlager-Risiken sein und werden können, zeigt Asse II. Angesichts der Medienberichterstattung im Mai dieses Jahres meldete sich das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) zu Wort (3). Das Amt teilte mit: „Seit 2009 ist daher die langzeitsichere Sanierung der Asse das oberste Ziel. Der Betreiber der Anlage, die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) mbH, versucht dies über die Rückholung der Abfälle in der Asse zu realisieren.“ Versuche seit 2009, bislang ohne Erfolg: Ist das eine beruhigende Nachricht?“
2011 sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU), an ihrer Seite Vizekanzler Guido Westerwelle (FDP), nach der Reaktor-Katastrophe in Fukushima: „Die Ereignisse in Japan lehrten uns, dass Risiken, die für absolut unwahrscheinlich gehalten wurden, doch nicht vollends unwahrscheinlich sind“. Skizziert wurde damals der Weg in ein „neues Energiezeitalter“. Und jetzt? Werden wieder Stimmen lauter, die ganz offensichtlich kein Problem damit haben, noch mehr hochradioaktive Risiken zu schaffen.
Wie es hier weitergeht: Wohl bis 2027 jährliche Informationen. Bürgerbeteiligung.
Ob es so kommen wird, dass das Segment 1 des Teilgebietes 077 (Gebiet Artland-Bohmte) sich im weiteren Verlauf der Untersuchungen als für eine Standortregion geeignet herausstellt? Noch weiß man es nicht.
„Erfahren haben wir“, so Detert Brummer-Bange, „dass der Landkreis Osnabrück und die Stadt Osnabrück damit rechnen können, bis zum Standortregionen-Vorschlag im Jahr 2027 jährlich neue Informationen über die sie betreffenden Teilgebietssegmente bzw. Teiluntersuchungsräume zu erhalten. Wo und wann in Deutschland am Ende der immer weiter vertieften Suche ein Endlager entstehen soll, ist derzeit noch völlig unabsehbar.“
Bürgerinnen und Bürger können den Auswahlprozess für ein Endlager mitgestalten und auf verschiedenen Ebenen Einfluss nehmen. Welche Möglichkeiten es gibt, darüber informieren verschiedene Webseiten, darunter auch „Ausgestrahlt“ als kritischer Begleiter der Endlager-Suche. (siehe 4).
Quellen:
1 (Stand April 2023) :www.endlagersuche-infoplattform.de/webs/Endlagersuche/DE/Radioaktiver-Abfall/Abfallarten/Hochradioaktive-Abfaelle/hochradioaktive-abfaelle_node.html
2 www.br.de/nachrichten/bayern/atommuell-endlager-wie-weit-ist-deutschland-bei-der-suche,U9TJ510
3 www.base.bund.de/SharedDocs/Kurzmeldungen/BASE/DE/2024/asse-stellungnahme-pressebericht.html
4 https://www.endlagersuche-infoplattform.de/webs/Endlagersuche/DE/Beteiligung/beteiligung_node.html
www.ausgestrahlt.de/ueber-uns/ausgestrahlt-auf-einen-blick/