27. und 28. Januar: Demos und Gedenkfeiern

Flagge zeigen! Am Gedenkwochenende für die Opfer des Nationalsozialismus haben die Bürgerinnen und Bürger in Osnabrück (wie auch andernorts) Gelegenheit, Flagge zu zeigen. „Flagge zu zeigen für ein Nie wieder“, so Matthias Pietsch, „und dafür, dass wir unsere Werte Demokratie, Freiheit und Toleranz entschlossen verteidigen“.

Massenmord, unermessliches Leid: Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz durch die 322. Infanteriedivision der 60. Armee der I. Ukrainischen Front befreit. Kurz zuvor hatte die SS die meisten Häftlinge auf Todesmärsche nach Westen getrieben. Die Rote Armee fand noch 7.600 Überlebende vor, die teils so geschwächt waren, dass sie ihre Befreiung am Ende doch nicht überlebten. Quelle: Siehe 1.

Als „sehr ermutigend“ erlebte Matthias Pietsch die Demos der letzten Tage. „Allein am 21. Januar gingen gut 1 Mio. Menschen in vielen Städten auf die Straße und machten deutlich: Wir stehen ein für unseren demokratischen Rechtsstaat und für eine Gesellschaft der Vielfalt, in der jeder Mensch unabhängig von Herkunft, Religion oder Identität respektiert wird. Setzen wir dieses Zeichen nun auch in Osnabrück! Das Gedenkwochenende für die Opfer des Nationalsozialismus sollte uns ins Bewusstsein rufen, wohin Rechtsextremismus und Faschismus in Deutschland schon einmal geführt haben.“

Vielfalt und Menschlichkeit leben: Das UWG-Kreistagsmitglied Matthias Pietsch (rechts) bei der Vorstellung eines Integrations-Buchprojekts. Gemeinsam mit seiner Frau engagiert er sich in Melle in der Flüchtlingshilfe.

Das wird am 27. und 28. in Osnabrück stattfinden. So, 27. Jan., um 10.30 im Schlossgarten.

Am 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, findet in Osnabrück eine von der SPD angemeldete Demo unter dem Motto „Osnabrück bekennt Farbe – gegen Faschismus, für Demokratie“ statt. Zeit und Ort: 10.30 bis 13 Uhr im Schlossgarten. Dabei sein wird auch Verteidigungsmister Boris Pistorius. Aufgerufen zur Teilnahme haben u.a. das Bistum Osnabrück.  

Für den Nachmittag des 27. Januar hat die antifaschistische Mitmach-Kampagne „Den Rechten die Räume nehmen“ zu einer Demo aufgerufen. Zeit und Ort: 16.00 Uhr auf dem Platz vor dem Theater Osnabrück.

10.30 Uhr Schlosspark Osnabrück. Ein breites Bündnis ruft zur Teilnahme auf. Quelle: www.facebook.com/hashtag/wirsindmehr

Am 28. Januar  – aus Rücksicht auf den Sabbat einen Tag später – gedenken die Stadt und der Landkreis der Opfer des Nationalsozialismus. Osnabrücks Oberbürgermeisterin und Landrätin Anna Kebschull werden um 11.30 Uhr vor der Gedenktafel unter den Arkaden der Stadtbibliothek Kränze niederlegen und Ansprachen halten. Im Anschluss verlesen Präsidium, Vorstand und Team des Landschaftsverbands Osnabrücker Land die Namen von Opfern des Nationalsozialismus.

Ebenfalls am 28. Januar findet in Melle eine von „Melle for future“ initiierte Demo statt unter dem Motto: „Bunt-statt-Braun – Farbe bekennen gegen den Faschismus“. Die UWG Melle sowie alle demokratischen Parteien im Rat der Stadt Melle rufen zur Teilnahme auf.

 „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten“. AfD’ler propagieren anderes.

Der Holocaust: Jedes einzelne Opfer dieses Menschheitsverbrechens, Männer, Frauen, Kinder, ist durch die Hölle gegangen. 5,6 bis 6 Millionen europäische Juden und damit rund zwei Drittel aller damals lebenden europäischen Juden fielen dem Holocaust zum Opfer. Allein im Vernichtungslager Auschwitz ermordeten die Nationalsozialisten zwischen 1940 und 1945 mehr als eine Million Menschen. Das Nazi-Regime überlebten aber auch viele Sinti und Roma nicht, Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen, Kriegsgefangene, politische Gegner.

Pfarrer Michael Franke (Pfarreiengemeinschaft Ankum-Eggermühlen-Kettenkamp) schreibt: „Gerne folgen wir dem Aufruf von @metablabla und werden laut für eine Kirche, die für Vielfalt, Gleichheit und Gerechtigkeit steht! Wir sind #christinnengegenrechts und wollen laut für unsere Werte, unseren Glauben und unser Menschenbild einstehen! Quelle: www.facebook.com/michael.franke.9275

„Wer sich auf das Schicksal der Opfer und deren Leidenswege einlässt“, so Matthias Pietsch, „den kann nur das nackte Entsetzen packen. Allein in Auschwitz fanden die Befreier Hunderttausende von Mänteln und 7,7 Tonnen menschliches Haar. Jeder Mantel gehörte einem Menschen, einem Menschen mit Familie, Freunden, Nachbarn, und man beraubte diese Menschen ihrer Haare, um auch daraus noch Profit zu schlagen.“

Vernichtung der Juden in Polen durch die Nazis: Von dem Massenmord zeugt auch dieser Berg von Brillen im KZ Auschwitz. Quelle und ©: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Bundesarchiv_Bild_183-R69919,_KZ_Auschwitz,_Brillen.jpg

1995 sagte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl im Bundestag: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten“ (Quelle: 2). An die monströsen Verbrechen des Nazi-Regimes erinnern, sich den Taten stellen: Führende Köpfe der AfD wollen anderes. „Warum fordert ein Björn Höcke“, fragt Matthias Pietsch, „eine ,erinnerungspolitische Wende um 180 Grad‘ und was meint er damit?“

Bildung und Wissen fördern – als Gegenmittel gegen Fake News und Geschichtsverfälschungen.

Als „gemeinsame Aufgabe aller Demokraten“ sieht Matthias Pietsch, „Bildung, Wissen und Begegnungen zu fördern“. Unwissenheit sei z.B. der Nährboden für viele Vorurteile und verhindere zudem, Fake News, Geschichtsfälschungen und gefährliche antidemokratische Entwicklungen zu erkennen“. In der AfD wird auf Unwissenheit gesetzt und darauf, dass oft Abwehr erzeugt, was weh tut. Das Erinnern an die Nazi-Gräueltaten tut weh.

Das Denkmal für die bis zu 6 Millionen ermordeter Juden Europas mitten in Berlin ist die zentrale Holocaust-Gedenkstätte Deutschlands. Sie wurde am 10. Mai 2005 feierlich eröffnet. Quelle Screenshot und ©: /www.stiftung-denkmal.de/bildungsangebote/gruppenfuehrung-in-verschiedenen-sprachen/

Geschichts-Verfälschung durch Verschweigen.

„Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat“, sagte schon 2017 Björn Höcke. Also weg mit der Holocaust-Gedenkstätte in Berlin und den anderen Gedenkstätten oder, wie Höcke sagt, weg mit der  „dämlichen Bewältigungspolitik“? Quelle: siehe 3.

Höcke spricht von „wir Deutschen“. Was er nicht sagt: Hunderttausende Deutsche fielen den Nazi-Vernichtungen zum Opfer: Juden, Sinti und Roma, behinderte Menschen sowie andere Opfer des Nationalsozialismus. Von den vor 1933 über 500.00 deutschen Juden haben nicht einmal 10% den Holcaust überlebt.

27 Millionen sowjetischen Kriegstote, davon 7 Millionen Zivilisten. Für Deutschland schwanken die Angaben zwischen 5,5 (Statistisches Bundesamt 1991) und 6,9 Millionen Kriegstoten (Bevölkerungs-Ploetz 1965). Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Tote_des_Zweiten_Weltkrieges

Erinnern will sich aber auch Björn Höcke. Woran? Er sagt: „Bis heute sind wir nicht in der Lage, unsere eigenen Opfer zu betrauern.“ Was Höcke nicht sagt: Es hätte kein einziges deutsches Opfer gegeben, wenn das Nazi-Regime nicht den 2. Weltkrieg begonnen hätte. Was Höcke auch nicht sagt: Den mit großem Abstand allerhöchsten Preis für den von den Nazis begonnenen 2. Weltkrieg zahlten Soldaten und Zivilisten anderer Länder, wie die Tabelle zeigt.

60 bis 70 Mio. Tote der Nazi-Herrschaft: Laut AfD-Gauland ein „Vogelschiss in der deutschen Geschichte“.

Wie dreist führende Köpfe der AfD die Verheerungen der Nazi-Herrschaft zur Geschichtsverfälschung kleinreden, zeigte auch der AfD-Oldie Alexander Gaulands 2019. 60 bis 70 Millionen Tote sind die Bilanz nach dem 2 Weltkrieg. Er begann mit dem Überfall des Deutschen Reichs auf Polen im Herbst 1939. 1940 erfolgte der deutsche Angriff auf die Niederlande, auf Belgien, Luxemburg und Frankreich. Am 22. Juni 1941 – vier Monate nach der Geburt von Gauland in Chemnitz – begann der Krieg gegen die Sowjetunion. Er wurde vom Nazi-Regime bewusst als  Vernichtungskrieg geplant und geführt. Am Ende 60 bis 70 Millionen Tote innerhalb weniger Jahre.  Laut Gauland ein „Vogelschiss in der deutschen Geschichte“.

Bilder von der Demo für unsere Demokratie aus Bremen. Quelle und © www.facebook.com/hashtag/wirsindmehr; „Laut gegen Rechts“ für sichtbare Solidarität und Zusammenhalt in Bremen.

Seid dabei am 27. Januar!

„Für die UWG-Kreistagsfraktion möchte ich alle demokratischen Kräfte aufrufen, am Gedenkwochenende 27./28. Januar mit dabei zu sein“, so Matthias Pietsch. „Machen wir deutlich, dass für uns die Erinnerung an die Opfer der Nazi-Herrschaft und die aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte der beste Schutz sind vor dem erneuten Aufflammen von Völkerhass, Totalitarismus, Faschismus und Nationalsozialismus.“

Macht viele Bilder und teilt sie – als Statement gegen Kräfte, bei denen die Nazi-Propaganda grüßen lässt.

Warum viele Bilder machen und teilen? Weil, was eiskalte Irreführung angeht, die Nazi-Propaganda grüßen ließ, als z.B. Björn Höcke am 21. Januar zu den großen Demos vom Tag zuvor schrieb – in völliger Umkehrung der Realität: „Charakteristisch für totalitäre Staaten sind die inszenierten Bilder: Massenkundgebungen mit Jubelkomparsen sollen die vermeintlich ,demokratische‘ Legitimation der Herrschaft beweisen.“ Höcke steht nicht allein. Im Netz wimmelt es von kruden Behauptungen aus AfD- und anderen rechtsradikalen Kreisen von der Art, die Bilder von den Demos seien gefälscht. Viele Millionen Menschen wissen, was für Lügen das sind, denn sie waren dabei und haben der Familie, Freunden, Bekannten, Kolleginnen und Kollegen berichtet.

Deutschland ein totalitärer Staat, wie Höcke insinuiert? Die Bilder der Demos „inszeniert“? Die Regierungen von Bund und Ländern nicht frei und demokratisch gewählt? Bei der Bundestagswahl 2021 waren z.B. knapp 61,2 Millionen Menschen wahlberechtigt. Davon sind etwas weniger als 47 Millionen Menschen (76,6 %) zur Wahl gegangen. 10,3 % wählten die AfD.  89,7 % wählten sie nicht. So legitim jede Kritik an der Bundesregierung ist: Wer ihr jedoch, wie Höcke und andere AfD’ler, die demokratische Legitimation abspricht, entlarvt sich als Feind der Demokratie.

Schon am 26. Januar in Gehrde: Der Arbeitskreis „Geschichte der Juden in der Samtgemeinde Bersenbrück“ gestaltet jedes Jahr eine besondere Veranstaltung zur Erinnerung an die Menschen in der Samtgemeinde, die bis 1945 Opfer der Nationalsozialisten wurden. Und feiern wir im Mai mit beim Demokratie-Fest in Bersenbrück! Quelle und ©: https://sgbsb.de/kategorie/sgbsb/

Die Zukunft unserer Demokratie hängt von uns ab.

„Stellen wir in Osnabrück“, wünscht sich Matthias Pietsch für die die UWG-Kreistagsfraktion, „in großer Zahl Stopp-Schilder auf. Stopp-Schilder gegen alle Versuche, unsere Demokratie und unsere demokratischen Werte zu untergraben, gegen menschenverachtende Einstellungen, rechtsextreme und faschistische Ideologien. Die Zukunft unserer Demokratie hängt von uns ab!“

Quellen:

1 www.ndr.de/geschichte/chronologie/kriegsende/auschwitz510_backId-auschwitz592.html#content

2 www.cdu-wetzlar.de/2018/09/06/wer-die-vergangenheit-nicht-kennt-kann-die-gegenwart-nicht-verstehen-und-die-zukunft-nicht-gestalten/

3 www.sueddeutsche.de/politik/parteien-die-hoecke-rede-von-dresden-in-wortlaut-auszuegen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-170118-99-928143