Patenschaften für Grundschulkinder: Dafür steht das Projekt „Balu und Du“. In Deutschland hängt die Chance auf Bildung und Teilhabe immer noch stark von der sozialen Lage und dem Bildungshintergrund der Eltern ab. „Balu und Du“ zielt darauf ab, dass Kinder, die schlechtere Startchancen haben als andere, Unterstützung erfahren, um ihr Potential voll ausschöpfen zu können – zu ihrem eigenen Wohl und dem der ganzen Gesellschaft.
Wofür „Balu und Du“ steht, das erläuterte Dr. Dominik Esch, der Vorstandsvorsitzende des gleichnamigen Vereins, anhand einer PowerPoint-Präsentation am 6. Juni in der Sitzung des Kreistags-Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie. Für die UWG nahm Sebastian Gottlöber an dieser Sitzung teil, der beruflich als Lehrer an der Realschule in Bad Iburg arbeitet. Sein Kommentar nach der Präsentation: „Ein definitiv gutes und unterstützenswertes Programm“.
Im Rahmen von „Balu und Du“ bilden jeweils zwei Personen ein Tandem: Ein Pate bzw. eine Patin, Balu genannt, sowie ein Grundschulkind – in Analogie zum berühmten „Dschungelbuch“ Mogli genannt. Ein Balu muss mindestens 17 und sollte höchstens 30 Jahre alt sein, um als Vorbild für ein Grundschulkind fungieren zu können.
Wie Paten finden und gewinnen? Dr. Esch wies insbesondere auf die Möglichkeit von Schulen hin, das Programm „Balu und Du“ im Rahmen von Seminarfächern für Oberstufenschülerinnen und -schüler zu implementieren. Auch die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Wohlfahrtsverbänden sei gegeben.
Um welche Grundschulkinder geht es?
Es geht um Grundschulkinder im Alter zwischen 6 und 10 Jahren, um die sich
pädagogische Fachkräfte sorgen, z.B., weil diese Kinder Gefahr laufen, den Anschluss zu verlieren oder weil sie weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben.
Vorgeschlagen werden Kinder für „Balu und Du“ von Grundschul-Lehrkräften und Schulsozialarbeitern im Einverständnis mit den Eltern. Diese Kinder werden dann ehrenamtlich ein Jahr lang durch ein individuelles Mentoring unterstützt und gefördert. Und zwar dadurch, dass sich ein Pate/eine Patin einmal die Woche Zeit für das Kind nimmt, sich voll und ganz auf dieses Kind einlässt, es so annimmt und wertschätzt, wie ist; dass Lern- und Lebensfreude vermittelt und soziale Verantwortung gefördert wird.
In vier Landkreis-Orten gibt es „Balu und Du“ bereits.
Knapp 60 „Balu und Du“-Tandems gibt es im Landkreis Osnabrück bislang. Und zwar im südlichen Landkreis, in Bad Essen, Bramsche, Georgsmarienhütte und Melle. Kreisrat Selle appellierte an die Ausschussmitglieder, sich im Rahmen ihrer Möglichkeit an Gymnasien, Integrierten Gesamtschulen und Berufsbildenden Schulen für die Implementierung von „Balu und Du“ einzusetzen.
„Balu und Du“ reduziert die Chancenungleichheit und fördert die sozio-emotionale Entwicklung.
Die vielen Forschungen, die es seit 2001 inzwischen zu „Balu und Du“ gibt, zeigen durchweg positive Wirkungen für die persönliche Entwicklung – und das nicht nur während der Programmteilnahme, sondern auch noch Jahre danach. Die Moglis profitieren, aber auch für die ehrenamtlichen Balus ist die Begleitung von Grundschulkindern ein Gewinn für ihre persönliche Entwicklung.
Wie Grundschulkinder von „Balu und Du“ profitieren, dafür hier einige Beispiele, basierend auf Forschungsergebnissen zu diesem Programm:
● Kinder mit einem niedrigen sozio-ökonomischen Status sind weniger prosozial als Kinder mit einem hohem Status. Nach einem Jahr „Balu und Du“ sind diese Unterschiede beseitigt. Dieser Effekt verstetigt sich und zeigt sich auch zwei Jahre nach der Programmteilnahme.
● Kinder mit einem niedrigen sozio-ökonomischen Status haben eine schlechtere Selbsteinschätzung als Kinder mit einem hohen Status. Nach einem Jahr „Balu und Du“ sind diese
Unterschiede verringert bzw. sogar beseitigt. Die Erfahrung zu machen, ich kann mehr, als ich eigentlich dachte, bringt Kinder enorm voran.
● Zur Erfolgsbilanz gehört auch die Verbesserung der Bildungsergebnisse. Nach einem Jahr „Balu und Du“ erhöht sich für Kinder aus Familien mit einem niedrigen sozio-ökonomischen Status die Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu besuchen, um 20 %. Das Fazit: Durch die Unterstützung von Programmen wie „Balu und Du“ lässt sich mit einem vergleichsweise geringen Aufwand ein substanzieller Beitrag zum Gemeinwohl leisten.