Jüdisches Lichterfest: Bis alle Kerzen brennen

Wir wünschen allen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ein weiterhin besinnliches, frohes, friedvolles und hoffnungsfrohes Lichterfest! Seit dem 7. Dezember wird in vielen Häusern und Wohnungen, in Synagogen und auch auf öffentlichen Plätzen wie vor dem Brandenburger Tor in Berlin und auf dem Opernplatz in Hannover bei Einbruch der Dunkelheit eine Kerze angezündet. Ihren Abschluss finden die Chanukka-Feiern am frühen Abend des 15. Dezember, wenn die achte und letzte Kerze angezündet wird. 10 Tage später feiern Christen den ersten Weihnachtstag.

In Berlin wurde am 7. Dezember der etwa 10 m hohe Chanukka-Leuchter am Brandenburger Tor aufgestellt. Rabbiner Yehuda Teichtal, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin, entzündete zusammen mit Bundeskanzler Olaf Scholz das erste Licht. Quelle und ©: Bundesregierung/Denzel

Juden, Muslime, Christen: Gemeinsam ist den Religionen das Streben nach Frieden.

In der Tora, der jüdischen Heiligen Schrift, heißt es „Suche Frieden und jage

ihm nach!“. An vielen Stellen mahnt der Koran Muslime zum Frieden. „Frieden auf Erden“ sind Worte aus dem Gesang der Engel in der christlichen Heiligen Weihnachtsnachtnacht. Dass dennoch vielen Menschen der Wille zum Frieden und zum friedlichen Miteinander fehlt, zeigt die Weltgeschichte und zeigte sich in den letzten Monaten auf Deutschlands Straßen in besonders erschreckendem Maße.

Shalom, Friede, lautet die jüdische Begrüßung. Zum Ausdruck gebracht wird damit: Wo Schalom ist, finden sich Sicherheit und Ruhe, Gesundheit und Freude. Quelle und © Screenshot: www.etsy.com/de/

Mehr voneinander zu wissen, ist nach Meinung unserer UWG-Fraktion ein kleiner Baustein zum besseren gegenseitigen Verständnis. Darum möchten wir Ihnen ab jetzt zum jeweiligen Zeitpunkt einige der höchsten jüdischen und muslimischen Feiertage vorstellen.

„Wache der Solidarität“ in Osnabrück: Statt Frieden mehr hasserfülltes Gegeneinander.

Ein Blick in die Synagoge in Osnabrück. Die Grundsteinlegung erfolgte am 11. Dezember 1967. Nach dem Holocaust zählte die jüdische Gemeinde (die Stadt mit dem gesamten Regierungsbezirk Osnabrück) im Jahr 1969 nur noch 64 Mitglieder. Quelle: https://jg-osnabrueck.de/. Quelle und © Screenshot: www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Chanukka-Wache-der-Solidaritaet-vor-Synagoge-in-Osnabrueck,chanukka218.html

Zu den ersten, die sich schützend vor das jüdische Gotteshaus stellten, gehörten Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter und die islamische Theologin Dua Zeitun. „Wir hier in Deutschland sind eine Gemeinschaft und sind für den Schutz aller Religionsgemeinschaften“, betonte die Muslima. Man werde keinen Antisemitismus dulden.

Dass es dieses Engagement gibt, ist ein gutes und zugleich ein bedenklichen Zeichen, denn es macht deutlich, wie weit wir uns von dem entfernt haben, was uns unsere Verfassung wie auch unsere Menschlichkeit gebietet: Den Respekt vor unterschiedlichen Glaubensbekenntnissen.

Während des Lichterfestes stellen sich Bürgerinnen und Bürger als „Wache der Solidarität“ schützend vor die Synagoge und Osnabrück und senden ein klares Signal gegen Antisemitismus. Quelle und © Screenshot: www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Chanukka-Wache-der-Solidaritaet-vor-Synagoge-in-Osnabrueck,chanukka218.html

Was wird beim Lichterfest gefeiert?

Das Wort Chanukka bedeutet „Weihung“ und steht für die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem im jüdischen Jahr 3597 (164 v. Chr.) nach dem erfolgreichen Makkabäeraufstand der Juden. Gefeiert wird dieser Sieg, aber auch das überlieferte Wunder, dass das Öl im Tempel in Jerusalem ausreichte, um den Leuchter acht Tage lang anzuzünden, obwohl sich dort nur noch ein Kännchen koscheres Öl für einen Tag befand.

Zur Feier dieses Wunders wird im Rahmen des Lichterfestes acht Tage lang jeden Tag bei Einbruch der Dunkelheit eine Kerze angezündet. Eine neunte Kerze in der Mitte dient zum Anzünden der acht Kerzen. Am letzten Tag leuchten alle Kerzen, inklusive der „Schamasch“, der Diener-Kerze, mit der die anderen angezündet wurden.

Der Leuchter, Chanukkia genannt, steht so, dass er von draußen gesehen werden kann – um dadurch das Wunder zu verkünden. Müssen Jüdinnen und Jüdinnen heute wieder befürchten, angegriifen zu werden, wenn sie den Leuchter öffentlich sichtbar ausstellen? Wie wichtig das „Wehret-den-Anfängen“ ist, zeigt ein Bild aus Kiel aus dem Jahr 1931.

Kiel 1931, 8 Jahre vor der Reichsprogrmnacht: Rahel Posner, die Frau des letzten Kieler Rabbis Dr. Akiba Posner, fotografierte den Familien-Leuchter vor dem Hintergrund des gegenüberliegenden Gebäudes mit der Nazi-Flagge – und setzte damit ein mutiges Zeichen gegen das drohende Nazi-Regime. „Wehret den Anfängen“, mahnt uns dieses Bild. Quelle und Copyright Screenshot: www.yad-vashem.de/licht-zeigen

Familie, Freunde, Wärme, fröhliches Zusammensein: Wie wird das Chanukka-Fest gefeiert?

An den Chanukka-Abenden versammeln sich die Familien mit Freunden zu fröhlichen Festen. Gegessen werden vor allem in Öl gebackene Speisen wie Krapfen (Sufganiyot) oder Kartoffelpuffer (Latkes) sowie weitere Spezialitäten der jüdischen Küche. 

Kinder bekommen z.B. Schokoladenmünzen geschenkt und spielen mit dem Dreidel oder Trendl. Das ist ein Kreisel, der auf vier Seiten mit hebräischen Buchstaben markiert ist, die den Satz „Ein großes Wunder geschah dort“ ergeben. Die Spielregeln: Leckereien wie Schokomünzen oder Nüsse werden unter den Mitspielenden verteilt und in die Spielmitte gelegt. Je nachdem, wo der Kreisel landet, bekommt man nichts, alles, kann sich die Hälfte aus der Mitte nehmen oder muss alles in die Mitte legen.

Zur Erinnerung an das Öl-Wunder im Tempel gehört zu den kulinarischen Genüssen an den Lichterfest-Tagen in Fett ausgebackenes Süßes wie Krapfen oder in Fett ausgebratenes Herzhaftes wie Kartoffelpuffer. © Sreenshot: google.de

Und in wenigen Tages die Friedensbotschaft des Weihnachtsfestes.

Wir wünschen allen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern nochmals einen besinnlichen, hoffnungsfrohen Ausklang der Lichterfestes! Wünschen wir uns, dass auch die Friedensbotschaft des kommenden Weihnachtsfestes dazu beiträgt, Hass und Hetze gegen Menschen anderen Glaubens oder anderer Überzeugungen engagiert entgegenzutreten.

Die Zahl der antisemitischen Straftaten ist seit dem 7. Oktober, dem Tag des Hamas-Massakers in Israel, sehr stark gestiegen. Wohin antisemitischer Hass führt, zeigt die Reichsprogromnacht von 1938, der wir am 9. Oktober gedacht haben. © Grafik: FL.

Einen UWG-Bericht zum massiv aufgeflammten Antisemitismus seit dem 7. Oktober und unserer Verpflichtung „Nie wieder“ finden Sie unter https://uwg-lkos.de/nein-zum-antisemitismus-in-deutschland/