NEIN zum Antisemitismus in Deutschland

Massiver Juden- und Israelhass – in Deutschland, dem Land der Täter. Am 9. November gedenken wir der Reichsprogromnacht und damit dem Wüten der Nazis, begleitet von johlenden Menschenmassen, gegen Jüdinnen und Juden, so auch in Quakenbrück. Zur derzeitigen Welle des Antisemitismus und unser aller Verantwortung vor unserer Geschichte ein Beitrag der UWG-Kreistagsfraktion.

Einladung zur Veranstaltung des „Arbeitskreises Geschichte der Juden in der Samtgemeinde Bersenbrück“ anlässlich des 80. Jahrestags der Reichspogromnacht: Zerstörtes jüdisches Leben auch im Landkreis Osnabrück.

Jüdinnen und Juden wieder schutzlos in Deutschland – 85 Jahre nach der Reichsprogomnacht und 80 Jahre nach dem Holocaust?

Deutschland, Oktober/November 2023: Haustüren, ein Studentenwohnheim mit Davidsternen markiert, Brandanschlag mit Molbeitelotowcocktails auf ein jüdisches Gemeindehaus in Berlin-Mitte, propalästinensische Demos, durchsetzt mit aggressivem Antisemitismus; antisemitische Plakate, Spukattacken auf hebräisch sprechende Menschen; in Bonn fand das Champions-League-Basketballspiel Telekom Baskets Bonn gegen den israelischen Klub Hapoel Holon aus Angst vor Übergriffen vor leeren Zuschauerrängen und unter verschärften Sicherheitsbedingungen statt; jüdische Kinder in Angst auf dem Weg zur Schule, zum Sportverein; Jüdinnen und Juden, die ihre Ketten mit dem Davidstern und die Kippa zu Hause lassen oder verstecken.

7 Stolpersteine zum Gedenken an die ermordeten Alfhausener Juden. 5 Frauen und 2 Männer der Familie Meyer wurden ermordet. Sie sind die Alfhausener Verbindung zu Vernichtungslagern wie Auschwitz, Buchenwald und Treblinka. © rm

„Das erinnert an die schlimmsten Zeiten der deutschen Geschichte“.

Die jüngste massive Welle des Antisemitismus in Deutschland fällt in eine Zeit, in der wir am 9. November der Reichsprogomnacht von 1938 gedenken. Aktuell steht der Judenhass von Migranten und radikalen Muslimen im Fokus der Debatte. Fast aus dem Blick gerät darüber, dass z.B. in Dortmund Neonazis ein Banner mit der Aufschrift „Israel ist unser Unglück“ auf ihren Balkon hängten. Seit Jahren ist die Zahl antisemitischer rechtsextremistischer Straftaten hoch. Nun steige wieder die Gefahr, so Thomas Haldenwang, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, durch weitere Akteure. Der Judenhass auf Deutschlands Straßen erinnert den Verfassungsschutzchef „an die schlimmsten Zeiten der deutschen Geschichte“. (1)

1938 auch in Osnabrück und Holzminden: Synagogen in Flammen, Verwüstungen, Plünderungen, Verhaftungen, Deportationen. Quelle und ©: https://pogrome1938-niedersachsen.de/

1938: Schlimmste Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung seit dem Mittelalter.

Quakenbrück, 9. November 1938: „In der Pogromnacht schleppten SA-Angehörige Ritualgegenstände und die Thora-Rolle aus der Synagoge und verbrannten sie vor den Augen einer aufgeputschten Menschenmenge. Anschließend brannten sie das Synagogengebäude nieder. Die jüdischen Männer wurden durch die Stadt getrieben und zunächst ins Rathaus, dann ins Amtsgefängnis gebracht. Von dort wurden vier Männer in das KZ Buchenwald deportiert, einer von ihnen kam dort um. Bis zum Frühjahr 1939 waren alle Geschäfte jüdischer Eigentümer ,arisiert‘. Die noch in der Stadt verbliebenen Juden mussten in ein ‚Judenhaus‘ in der Hasestraße ziehen. Am 12. März 1941 meldete die Stadt an die Gestapo: Hier sind keine Juden mehr.“ (2) Das sind die nüchternen Fakten zu Verbrechen, hinter denen sich schier unermessliches menschliches Leiden verbirgt.

Jeder Punkt ein Ort des Grauens: in Türkis Quakenbrück, drum herum all‘ die anderen Orte wie z. B. Lingen, Sögel, Vechta, Diepholz usw. Infos zur Reichsprogromnacht in allen Orten gibt es auf https://pogrome1938-niedersachsen.de/

6 Millionen Jüdinnen und Juden: Geschunden, exekutiert, vergast, ihre Leichen geschändet.

Wenige Monate nach den schlimmsten Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung seit dem Mittelalter fiel im Sommer 1942 in Nazi-Deutschland die Entscheidung zur endgültigen, systematischen und industriellen Vernichtung aller europäischer Juden. Massenexekutionen folgte die Vergasung von Millionen Frauen, Männern und Kindern. Allein in Auschwitz und Birkenau wurden von Februar 1942 bis November 1944 mehr als eine Million Juden ermordet.

Häftlinge in Auschwitz, darunter viele Kinder. Am brutalsten traf der Holocaust die Schwächsten, die Kinder. Um die 1,5 Millionen von ihnen wurden ermordet. Quelle und © Screenshot: https://www.auschwitz.org/en/gallery/historical-pictures-and-documents/

„Von den Opfern sollte nach dem Willen der Mörder nichts übrig bleiben. Ihre Körper wurden verbrannt, ihre Asche im Reich als Dünger auf die Felder oder auch nur in Flüsse gestreut. Goldzähne fielen als Sachwerte dem Reich zu, gut erhaltene Kleidung erhielt das nationalsozialistische Winterhilfswerk, aus dem Haar der kahlgeschorenen Opfer wurde zum Teil Filz hergestellt.“ (3)

Der Holocaust war ein systematisch geplantes Vernichtungswerk, endgültig und im Detail festgelegt und beschlossen auf der von eiskaltem Vernichtungswillen geprägten Wannsee-Konferenz im Januar 1942. Sehr zu empfehlen: Der ZDF-Film „Wannseekonferenz“. Quelle und © Screenshot: www.zdf.de/filme/die-wannseekonferenz/die-wannseekonferenz-104.html

Unsere Verantwortung, daran sollten uns die Gedenkfeiern zur Reichsprogromnacht am 9. November 1938 und das Menschheitsverbrechen Holocaust nachdrücklich erinnern, besteht ohne wenn und aber darin, jüdisches Leben in Deutschland zu schützen; besteht ohne wenn und aber darin, jedem Antisemitismus entgegenzutreten; besteht ohne wenn und aber darin, für das Existenzrecht Israels einzutreten.

Es gibt keinerlei Rechtfertigung für Antisemitismus.

Zum Erschrecken dieser Tage gehört, wie schnell von vielen über das Grauen des barbarisch-bestialischen Massakers von Hamas-Terroristen am 7. Oktober in Israel und deren Geiselnahmen hinweggegangen wurde. 1400 Menschen fielen diesem brutalen Terror zum Opfer, Babys, Kinder, Eltern, Großeltern, friedlich-feiernde junge Menschen bei einem Festival, dazu massiver Raketenbeschuss auf Israel. Über 230 Menschen befinden sich noch immer in der Geiselhaft der Hamas.

Verzweifelte Angehörige: Sie bangen seit Wochen. Unter den Opfern des Hamas-Massakers sind Menschen mehrerer Nationen, darunter z.B. zahlreiche thailändische Gastarbeiter. Sie stellen mit die größte Gruppe der ausländischen Arbeiter in Israel. Quelle und © Screenshot: www.tagesschau.de/israel-hamas-geiseln-102.html

Erschreckend auch die geringe Zahl der Menschen, die hierzulande auf den Straßen Flagge zeigten, um dem antisemitischen Treiben ein „Nie wieder, nicht mit uns“, entgegensetzten. Jedwedes von Terror und Krieg verursachtes Leiden von Menschen sollte uns umtreiben, so auch das unendliche Leid der Menschen in Gaza, die tagtäglichen Toten und Verletzten, darunter so viele Kinder. Aber nichts, auch nicht diese Katastrophe, rechtfertigt Antisemitismus.

„Die Zahl der Vorfälle nimmt spürbar zu: Vandalismus durch Hakenkreuz-Schmierereien, Beschädigungen von Gedenktafeln oder Leugnung der NS-Verbrechen stellen ein Problem in einer ernsthaften Dimension dar“, sagte der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten in Deutschland der NOZ. Quelle und ©: www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/anstieg-angriffe-kz-gedenkstaetten-100.html

Nie wieder ist jetzt!

„Es war die Generation meiner Großeltern, die jüdisches Leben in Deutschland und Europa vernichten wollte“, sagte Vizekanzler Robert Habeck in seiner auch von CDU und CSU gelobten Rede. „Die Gründung Israels war danach, nach dem Holocaust, das Schutzversprechen an die Jüdinnen und Juden – und Deutschland ist verpflichtet, zu helfen, dass dieses Versprechen erfüllt werden kann. Das ist ein historisches Fundament dieser Republik. Die Verantwortung unserer Geschichte bedeutet genauso“, so Habeck weiter, „dass Jüdinnen und Juden in Deutschland frei und sicher leben können. Dass sie nie wieder Angst haben müssen, ihre Religion, ihre Kultur offen zu zeigen.“ Unten (4) der Link zu dieser Rede, die wir jedem ans Herz legen möchten.

Nie wieder: Seit dem Ende der Naziherrschaft stehen diese Worte für ein klares Bekenntnis gegen Krieg, Faschismus, Antisemitismus. Sie mit Leben zu füllen, ist unser aller Aufgabe. Quelle und © Screenshot: www.google.com/search?client=firefox-b-e&q=Nie+wieder+Bild

Der Antisemitismus in Deutschland ist in den letzten Jahren immer stärker geworden. Auch begünstigt durch unser aller zu langes Zögern, ihm konsequent die Stirn zu bieten? Weil es in den Schulen an Geschichtsunterricht fehlte und fehlt?

Verdeckter Antisemitismus zeichnet z.B. schon lange viele Äußerungen von AfD-Politikern aus, so z.B. ihr Wettern gegen „globalistische Eliten“. Eingesickert sind antisemitische Narrative und Extremismus längst bis weit in die Mitte der Gesellschaft. Mit welchen Folgen? Wohin Antisemitismus und völkisch-rechtes Denken und Handeln führen – die bundesweit vielen Veranstaltungen zum Gedenken an die Reichsprogromnacht erinnern uns auch in diesem Jahr wieder nachdrücklich daran. Nie wieder ist jetzt!

Quellen:

(1) Spiegel-Interview, Nr. 44/28.10.23

(2) https://pogrome1938-niedersachsen.de/quakenbrueck/

(3) Quelle: https://www.gdw-berlin.de/angebote/ausstellungen/ausstellung/view-aus/auschwitz-eine-bilddokumentation/)

(04) Als Text -Fassung unter www.stern.de/politik/deutschland/robert-habecks-rede-zu-israel-und-antisemitismus-im-wortlaut-33963930.html, als Video unter https://www.youtube.com/watch?v=ZBtAtsdco-8