Was macht eigentlich Detert Brummer-Bange so?

Fragen an das UWG-Kreistagsmitglied Detert Brummer-Bange. Was macht sein Leben aus? Wofür engagiert er sich? In unserer kleinen Reihe ,Wer sind die Menschen, die die Bürgerinnen und Bürger für die UWG in den Kreistag gewählt haben‘, folgt auf Matthias Pietsch aus Melle (mehr dazu hier – https://uwg-lkos.de/was-macht-eigentlich-matthias-pietsch-so/) nun sein Kreistagskollege aus Ankum.

Info im Oktober 2022: die Zwischenfrucht. Aufgrund der Trockenheit, gibt es dazu zu lesen, konnte erst später gesät werden. Danach aber doch mal Regen und Wärme. Bei warmen Wetter sei diese Zwischenfrucht dann auch eine Weide für viele Insekten. © www.facebook.com/detert.brummerbange

Wer Detert Brummer-Bange über längere Zeit auf Facebook folgt, erfährt durch zahlreiche kurze Bild- und Text-Häppchen viel über Bio-Landwirtschaft und sieht zugleich, dass er auf Feldern und Weiden wie auch bei den Tieren voll im Einsatz ist. Als Betriebsleiter bewirtschaften er und seine Frau Maria den Hof an Ankums Loxtener Straße bereits im 37. Jahr – seit 1986 – nach BIOLAND-Richtlinien. 55 ha, etwa 150 Hühner, einige Schweine, Rinder, der Hofladen – und dann noch die Politik. Wie geht das zusammen? Wann beginnt der Arbeitstag?

Die Feldlerche ist vom Aussterben bedroht, weil intensive Landwirtschaft ihr kaum noch Platz zum Leben lässt. Feldlerchenstreifen tragen dazu bei, dass sich die Bestände wieder erholen können. © www.facebook.com/detert.brummerbange

Wo klein und groß viel über den Wert der Natur erfahren.

„In der Regel klingelt der Wecker um 5.30 Uhr“, so Detert Brummer-Bange. „Was die Politik angeht, war es bis vor knapp 2 Jahren aber schon mal sehr viel schwieriger, Arbeit und politische Tätigkeit miteinander zu vereinbaren, denn da war ich 10 Jahre lang – bis zum Herbst 2021 – Bürgermeister von Ankum, saß im Rat der Samtgemeinde Bersenbrück und war seit 2016 auch noch für die UWG Mitglied im Kreistag.“

Ungewöhnlicher Bürgermeister-Look 2016: Detert Brummer-Bange bei den historischen Gaugerichts- und Markttagen in Ankum mit Mittelaltermarkt und Schlemmermeile. Humor und Freude an Geselligkeit können bei einem Bürgermeister nie schaden. © rm

Erstaunlich, dass auf dem Hof Brummer-Bange trotz der zeitraubenden politischen Tätigkeit auch noch gerne Gäste empfangen werden wie Kita-Gruppen und zu den Filmabenden im Rahmen der Reihe „Sommerflimmern – Kino auf dem Lande“ kamen Hunderte Besucherinnen und Besucher. 

2019: Der Film „Chocolat“ auf dem Hof Brummer-Bange im Rahmen der Reihe „Sommerflimmern – Kino auf dem Lande“. Lecker Essen gab es auch – alles bio natürlich. © rm

„An alledem hat meine Frau den allergrößten Anteil, aber ich packe natürlich ebenfalls mit an. Es ist uns beiden sehr wichtig, dass Menschen schon von Kindesbeinen an Natur erleben. So gab es auch vor dem Filmstart für die Besucherinnen und Besucher ausgiebig Gelegenheit, sich über den Wert der Natur und des Naturerhalts zu informieren. Ich bin davon überzeugt: Nur wer weiß, warum der Naturschutz, der Umweltschutz, der Stopp der Erderwärmung von entscheidender Bedeutung für uns Menschen sind, für unser aller Zukunft, wird auch bereit sein, Veränderungen mitzutragen.“

So wie hier im Juni 2022: Kita-Kinder als Gäste. „In diesem Fall“, so Detert Brummer-Bange, „bekamen wir Besuch von der Kita St.Nikolaus. Nach einem ausgiebigen mitgebrachten Frühstück ging es zur Hoferkundung. Danach wurde noch ausgiebig mit unserem Hofhund und den Bobbycars gespielt.“ © www.facebook.com/detert.brummerbange

Was nach Bullerbü aussieht, macht viel Arbeit.

Eine Kita-Gruppe, die sich freut über muntere Schweine und pickende, scharrende Hühner auf der Wiese – das sieht ein bisschen nach Bullerbü aus. Romantische Gefühle kommen bei der Bewirtschaftung eines solchen Hof aber sicherlich weniger auf, oder?

„Ich habe das Glück, einen Beruf auszuüben, den ich gegen keinen anderen eintauschen möchte. Bullerbü im Sinne von heiler Welt ist das alles nur insofern, dass es bei unserem landwirtschaftlichen Tun um eine heile sprich möglichst intakte Natur geht, um gesunde Böden, Artenreichtum, um ein artgerechtes Leben für unsere Nutztiere. Das macht viel Arbeit.

„Was die Böden angeht“, erklärt Detert Brummer-Bange, „bedeutet das z.B., den Boden und die Pflanzen durch eine abwechslungsreiche Fruchtfolge mit Getreide, Kleegras und Kartoffeln gesund zu halten. Die Kulturpflanze wird dadurch widerstandsfähig gegen Krankheiten und unterdrückt beim Wuchs unerwünschte Wildkräuter, ohne sie ganz zu vernichten. Spezialmaschinen wie Striegel, Netzegge und Hacke unterstützen die Krautregulierung.

Artgerecht leben: Die Hühnerschar beim mobilen Hühnerstall des BIOLAND-Hofs Brummer-Bange in Ankum. ©
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Tieren ein artgerechtes Leben zu ermöglichen, ist ebenfalls arbeitsintensiv. So haben wir einen mobilen Hühnerstall, der zu einer Wiese gefahren wird. Es ist immer wieder eine Freude zu sehen, dass die Tiere es gar nicht erwarten können, aus dem Stall rauszukommen. Nach einer gewissen Zeit wird dann der Stall umgesetzt auf eine andere Fläche.“

Hofnachfolger gesucht: Dreharbeiten bei den Bio-Tomaten auf dem Hof Brummer-Bange. Am 8. August 2018 wurde der Ankumer Hof von 21 bis 21.45 Uhr in der Sendung „Mein Traum vom Hof“ des NDR vorgestellt. © rm

Über 450 Jahre Hofgeschichte: Wie geht es nach dieser Generation weiter?

Zu den Besuchern des Hofs Brummer-Bange gehörte 2018 auch ein Fernsehteam. Der NDR wollte durch eine entsprechende Serie Landwirte dabei unterstützen, einen Hofnachfolger zu finden. Was ausgesprochen schwer ist, oder? „Das ist ein Problem, das nicht nur Landwirte haben, sondern auch zahlreiche Inhaber von Handwerksbetrieben oder Ladeninhaber. „Die Geschichte unseres Hofes“, so Detert Brummer-Bange, „ist seit Jahrhunderten mit der Familie meiner Frau verbunden. Ihre Vorfahren gründeten 1555 dort, wo wir jetzt leben, eine Hofstelle. Unsere beiden Kinder haben sich entschieden, den Hof nicht weiterzuführen. Eine Entscheidung, die wir voll und ganz unterstützen.“

Wie viel Engagement für die Natur im Landwirtschaftsbetrieb Brummer-Bange steckt, zeigt allein schon das Kapitel Blühstreifen. Das Foto mit Detert Brummer-Bange entstand 2015. Dieser Blühstreifen wird damit schon seit über 10 Jahren gehegt und gepflegt. Weitere sind hinzugekommen. © rm

„Bei einer so langen Hof-Tradition und wenn man Jahrzehnte darauf verwendet hat, nach BIOLAND-Richtlinien zu wirtschaften, da wünschen wir uns natürlich einen Hofnachfolger, der oder die den Betrieb auch in unserem Sinne, also als biologische Landwirtschaft, weiterführt. Gefunden hat sich da bislang noch niemand.“ Vor diesem Hintergrund: Als Bürgermeister ist man in einem Ort von der Größe Ankums bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Kein Vereinsfest ohne Bürgermeister und und und. War ihre Frau eigentlich begeistert davon, dass Sie Bürgermeister wurden und mehr Arbeit an ihr hängenblieb?

Ein eingespieltes Team: De Bürgermeister un sin fru. So z. B. bei der Geschenkübergabe, als der SV Quitt Ankum sein 100-jähriges Bestehen feierte. © rm

Über Schockstarre und einen Sprung ins kalte Wasser.

„Ich habe nicht im Traum daran gedacht, Bürgermeister von Ankum zu werden. Ich bin zur Politik gekommen, weil sich die in Ankum seit Jahrzehnten regierende CDU in einer Weise zerfleischt hat, bis hin zum Rücktritt des Bürgermeisters und zu persönlichen Drohungen, dass sich Menschen zusammengefunden haben unter dem Motto ,so kann es beim besten Willen nicht weitergehen‘. Daraufhin wurde die UWG Ankum gegründet, die sich vor allem einen ganz anderen, einen von Respekt und Transparenz geprägten Politikstil auf die Fahnen geschrieben hat.

Dass die UWG dann 2011 aus dem Stand heraus die absolute Mehrheit errang, war eine Sensation. Was uns UWG-Kandidaten angeht, hatte ich die meisten Stimmen geholt, und so stand an, dass ich mich der Wahl zum Bürgermeister stelle. Nach einer ersten Schockstarre habe ich mich dann entschieden – natürlich im Austausch mit meiner Frau – ins kalte Wasser zu springen.“

Mit der Ökomodellregion Hasetal im Februar diesen Jahres in Nürnberg auf der Biofach, der Weltleitmesse für alle Biobereiche. Zu seinen Erfahrungen schrieb Detert Brummer-Bange u.a.: „Viele gute Gespräche u.a. mit der Niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte.“ © www.facebook.com/detert.brummerbange

Was seine politischen Aktivitäten angeht, hat sich Detert Brummer-Bange 2021 neu sortiert. Seitdem ist er „nur“ noch Kreistagsabgeordneter und leitet den Kreistagsausschuss für  Feuerschutz, Integration und Ordnung. Neu hinzugekommen ist eine weitere berufliche Facette: Gemeinsam mit der Kollegin Sina Endres teilt er sich eine Stelle als Manager der Ökomodellregion Hasetal. Was ist damit verbunden?

„Regional schmeckt genial“ war z.B. mal am Eingang des Ankumer Gemüsehofs Erdbeer-Schmidt zu lesen. Es gibt so einige Hofläden, die Lebensmittel aus ihrem eigenen Anbau anbieten. © rm

Engagement für regional produzierte Lebensmittel.

Was ich bei der Ökomodellregion Hasetal mache ist ebenso eine Herzensangelegenheit wie unser Hof. Ich habe schon immer für regional produzierte Lebensmittel geworben und tue es weiterhin. Als Ökomodellregion haben wir die Aufgabe, Landwirte zu vernetzen und sie z. B. in Verbindung zu bringen mit dem regionalen Handel und der Gastronomie – mit dem Ziel, den Absatz regionaler Lebensmittel zu steigern. Ob Kitas oder Schulen, Gastronomie, Handel, die eigene Küche der Bürgerinnen und Bürger: Wir wollen dazu beitragen, dass möglichst viel Essen aus regional produzierten Lebensmitteln auf die Teller und Tische kommt.“

Ein gutes tierisches Leben haben, aber auch für Bio-Nutztiere endet das Leben beim Schlachter. Tieren Stress zu ersparen, bedeutet z.B. auch, den Weg zur Schlachtung möglichst kurz zu halten. Einen nahen passenden Schlachthof zu finden, wird aber immer schwieriger. © www.facebook.com/detert.brummerbange

Mein Arbeitsschwerpunkt ist, mich vor allem um Landwirte zu kümmern, die ihren Betrieb auf Biolandwirtschaft umstellen wollen. Da kann ich ja so einiges an Erfahrung einbringen. Ich berate sie zudem in Sachen Verarbeitung ihrer Produkte. Da gibt es teils große Probleme. Ein Beispiel dafür: Wir bringen unsere Tiere selbst zur Schlachtung, und darum weiß ich, wie schwierig es ist, überhaupt noch einen Schlachter zu finden.“ Gibt es auch Entspannungsphasen wie Urlaube? Bei einem Hof mit Tieren kann man ja nicht einfach den Schlüssel umdrehen.

Freizeitvergnügen Naturverbundenheit, Familienbande und Freundschaften pflegen.

„Klar gibt es auch Urlaube, aber das muss jahreszeitlich und mit unseren Mitarbeitenden sehr gut geplant und organisiert werden. Bevor Corona zuschlug, haben meine Frau und ich z.B. eine wunderbar erholsame Woche im Allgäu verbracht. Wir machen zudem nur zu gerne Tages- oder Wochenendausflüge per Fahrrad, um die Landschaft zu genießen oder Familie bzw. Freunde zu besuchen. Ob in Städten oder im ländlichen Raum: An kürzeren Auszeit-Momenten und den damit verbundenen Gelegenheiten, viel zu entdecken, fehlt es nicht.“

„Und die ganz weite Welt“, fügt Detert Brummer-Bange lachend hinzu, „haben wir uns ins Haus geholt“. Wie das? „Wir sind seit einigen Jahren mit einer afghanischen Familie befreundet. Unter den vielen Flüchtlingen, die in meiner Zeit als Bürgermeister 2015 und 2016 nach Ankum kamen, war auch diese Familie. Im Rahmen des starken lokalen Bündnisses zur Unterstützung der Flüchtlinge hat sich auch meine Frau engagiert, und die afghanische Familie und wir, wir sind Freude geworden. Es ist eine Freundschaft, die ich als große Bereicherung empfinde. Wir reden in der Regel immer von den Flüchtlingen, aber hinter jedem Einzelnen und jeder Familie steht ein ganz eigenes Schicksal.“

Afghanische Küche, zubereitet von den afghanischen Freunden von Detert und Maria Brummer-Bange 2019 beim Kino-Abend auf dem Hof Brummer-Bange. © rm

Über Bewusstseins-Schärfung und lebhaft-fröhliche Runden am Esstisch.

„Wir nehmen zu wenig wahr“, so Detert Brummer-Bange, „was in den viel weniger entwickelten Ländern vor sich geht. Darum ist jeder direkte Austausch mit Menschen wie der mit unseren afghanischen Freunden ein Anstoß, sich näher mit einem Land zu befassen. Übergangsweise wohnt bei uns derzeit ein Priester aus Ghana. Auch so eine Begegnung, die das Bewusstsein dafür schärft, wie sehr unser Lebensstil zu Lasten anderer geht. In Ghana lag z.B. der durchschnittliche CO2-Ausstoß 2021nach dem Weltdatenatlas nur bei 0,75 Tonnen pro Kopf – der deutsche Pro-Kopf-Ausstoß dagegen bei sage und schreibe 8,06 Tonnen CO2. In Ghana sind die Folgen des Klimawandels für zahlreiche Menschen schon jetzt existenz- und damit lebensbedrohend. Nun wälzen wir aber nicht ständig Probleme. Im Gegenteil. Ich freue mich immer wieder darüber, wie lebhaft-fröhlich es bei uns in oft großen Runden am Esstisch zugeht und auch, wenn wir gemeinsam mit anderen essen gehen.