Kein guter Start in das Kreistagsjahr 2023

Die Schließungspläne für das Marienhospital Ankum-Bersenbrück werden vom Niels-Stensen-Verbund mit Hochdruck vorangetrieben – mit all‘ den gravierenden Folgen für die Mitarbeitenden und die Bürgerinnen und Bürger in der Nordkreis-Region, deren medizinische Versorgung sich verschlechtern wird,

Als UWG haben wir uns in der Kreistagssitzung am 19. Dezember für den Erhalt des Krankenhausstandorts eingesetzt. Unser Antrag lautete: „Die Landrätin und die Kreisverwaltung werden aufgefordert, ein Moratorium zu erreichen mit dem Ziel, mit den verantwortlichen Akteuren und Trägern ein zukunftsfähiges Konzept zu entwickeln, die Notaufnahme mit einer 24/7-Notfallversorgung, die Geburtshilfe und damit den Krankenhausstandort Ankum zu erhalten.“ Unser Antrag wurde jedoch von der Kreistagsmehrheit abgelehnt (mehr dazu hier). 

Die UWG-Kreistagsfraktion mit (von links) Detert Brummer-Bange, Sebastian Gottlöber und Matthias Pietsch. © uwg

Nach dem Motto ,es kommt, wie wir es als Niels-Stensen-Verbund wollen‘.

Vom ersten Tag an ließen die Niels-Stensen-Vertreter keinen Zweifel daran, dass das Konzept Regionales Gesundheitszentrum durchgezogen wird – allen Protesten zum Trotz. Vergeblich auch die jüngste Initiative, Bischof Bode per Petition, unterschrieben von 2.500 Menschen, zu einem Machtwort aufzufordern. Es zeugt von wenig Respekt vor den Sorgen der Mitarbeitenden und der Bürgerinnen und Bürger, dass Bischof Bode nicht selber antworte. Er überließ die Antwort seinem Bischofsvikar Theo Paul. Das neue Konzept, so Paul, „stärke eine sehr qualifizierte fachärztliche und hausärztliche Versorgung und gestalte sie zukunftsfähig“. Es entstünden zudem „neue Angebote in der fachärztlichen Versorgung und in der Pflege“. Was sich darunter vorstellen? Und was überhaupt noch glauben?

Bischof Bode kam der Aufforderung, sich zu äußern, nicht nach. Er ließ antworten. Quelle und ©: www.change.org/p/bischof-bode-sollte-ein-machtwort-sprechen/

So hieß es z.B. in einer Pressemitteilung des Marienhospitals vom 14. November 1922: „Orthopädie um Dr. Mumme Schüller bleibt am Marienhospital bestehen“. Darin auch der Satz: „Dr. Schüller und Team führen orthopädisches MVZ in gewohnter Weise weiter.“

Am 6. Januar dann im Bersenbrücker Kreisblatt zu lesen: Dr. Mumme Schüller, Chefarzt der Orthopädie, verlässt das Marienhospital. Er wird nicht Teil des geplanten neuen regionalen Gesundheitszentrums in Ankum sein.

Dr. Mumme Schüller geht – und wird nicht, anders als am 14. November gemeldet wurde, „das orthopädisches MVZ in gewohnter Weise weiterführen“. Quelle und ©: www.noz.de/lokales/bersenbrueck/artikel/orthopaede-dr-mumme-schueller-verlaesst-das-marienhospital-ankum-43892212

Enttäuschung, massiver Vertrauensverlust.

Zu fragen ist auch, was ist davon zu halten ist, wenn das Marienhospital Ankum-Bersenbrück noch am 23. Dezember 2020 eine Pressemitteilung herausgibt mit der Überschrift „Ankum als Krankenhausstandort weiterentwickeln und etablieren“. Verwaltungsdirektor Christian Nacke wird darin mit dem Satz zitiert, er sehe „das Marienhospital gut für die Zukunft aufgestellt“. Und weiter: „Die Corona-Pandemie zeige derzeit, dass kein Krankenhaus in Deutschland zu viel ist. Wichtig sei, dass die Bevölkerung und die niedergelassenen Kollegen der Region hinter dem Krankenhaus stehen und so der Krankenhausstandort Ankum weiter etabliert werden könne.“

Das Marienhospital sei gut für die Zukunft aufgestellt, ließ Verwaltungsdirektor Nacke noch am 23. Dezember 2020 per Pressemitteilung verlauten. Quelle und ©: www.niels-stensen-kliniken.de/marienhospital-ankum-bersenbrueck/aktuelles/pressemitteilungen/artikel/ankum-als-krankenhausstandort-weiterentwickeln-und-etablieren.html

Fünf Monate später dann, im Mai 2021, die Nachricht, das Leistungsspektrum am MHA werde erweitert, auch mit Unterstützung der Gemeinde Ankum und die Samtgemeinde Bersenbrück. Wie wir heute wissen, war dann nicht einmal 1 Jahr später bereits entschieden, das Krankenhaus als Haus der Grund- und Regelversorgung zu schließen.

Dass sich große Teile der Öffentlichkeit getäuscht fühlen, ist wenig verwunderlich. Der Vertrauensverlust betrifft aber auch die Politiker, die früh von den Plänen wussten, aber monatelang schwiegen – weil das Thema aus dem Wahlkampf herausgehalten werden sollte. Das sei „Betrug am Wähler“ gewesen, brachte es eine aufgebrachte Stimme auf den Punkt.

Nach den Niels-Stensen-Plänen soll das Regionale Gesundheitszentrums zum 1. April an den Start gehen. Aber noch kann sich niemand wirklich vorstellen, wie dieses Zentrum arbeiten und was es bieten wird.

Das Leistungsspektrum wird erweitert – auch das klang im Mai 2021 nach einer guten Zukunft für das Krankenhaus in Ankum. http://klartext-sg.de/leistungsspektrum-am-mha-erweitert/ Foto: MHA/Miriam Oberholthaus

Fragezeichen über Fragezeichen.

Zwei Chirurgen, zwei Internisten und zwei Orthopäden sollen, so Niels-Stensen im November, im Regionalen Gesundheitszentrum tätig sein – und zwar als Belegärzte. Ein Belegarzt ist berechtigt, seine Patienten in sogenannten Belegbetten stationär oder teilstationär zu behandeln. In den jüngsten „Aktuellen Hinweisen“ auf der Webseite des Marienhospitals wird allerdings keine Ärzte-Zahl genannt.

Die Stellenausschreibungen laufen, und man darf gespannt sein auf die Ergebnisse dieser Ausschreibungen. Quelle und ©: https://www.finest-jobs.com/Stellenangebote/Unternehmen/niels-stensen-kliniken/In/Ankum

An medizinischen Leistungen sollen laut Niels-Stensen im Regionalen Gesundheitszentrum erbracht werden: „internistisch-gastroenterologische, orthopädische und chirurgische ambulante Leistungen. So werden z.B. Magen- und Darmspiegelungen, Kniegelenk- und Schulterspiegelungen, handchirurgische Eingriffe etc. vorgenommen.“ Werden sich dafür überhaupt Belegärzte für das Regionale Gesundheitszentrum finden?

Eine 24/7-Notfallversorgung wird es nicht länger geben. Die Umsetzung der Pläne für ein Regionales Gesundheitszentrum dürften auch so einige Umbauten mit sich bringen. © rm

Sicher ist nur, was es  nicht mehr geben wird: Es wird zukünftig keine stationäre Geburtshilfe und Gynäkologie mehr geben, keine Intensivstation und auch keine 24/7-Notfallversorgung mit entsprechenden Eingriffsmöglichkeiten.

Was bedeuten die Veränderungen für die Ankumer Rettungswache und den Notarztstandort Ankum?

Als Kreistagsgruppe SPD-UWG haben wir bereits im November per Anfrage an Landrätin Kebschull gefragt, „was bedeutet die angekündigte Umwandlung des Marienhospitals Ankum-Bersenbrück in ein regionales Gesundheitszentrum für die zukünftige notärztliche Versorgung?“

Der derzeitige Stand nach Aussage der Landkreis-Verwaltung: Die Auswirkungen auf den Rettungsdienst seien noch nicht im Einzelnen absehbar. Nach Einschätzung des Landkreises würde die im aktuellem Bedarfsplan vorgesehene Aufstockung in Ankum jedoch „ausreichen, um bei einer Schließung der Notaufnahme in Ankum verlängerte Patiententransporte zu benachbarten Kliniken zu ermöglichen.“ Ob dem tatsächlich so sein würde, ist derzeit aber noch kaum absehbar. Und was wird aus dem Notarztstandort Ankum? Auch das muss, erst noch geklärt werden. Wird sich der  Niels-Stensen-Kliniken (NSK) Verbund vom Notarztstandort Ankum zurückziehen und wenn ja wann?

Die Auswirkungen der Niels-Stensen-Pläne für die Rettungswache in Ankum und den Notarztstandort Ankum sind ebenfalls noch nicht absehbar. © rm

Als UWG werden wir weiter an diesem Thema dranbleiben.

Würde sich der NSK-Verbund sich vom Notarztstandort Ankum zurückziehen, dürfte die Weiterführung der Versorgung an diesem Standort, wie die Verwaltung bereits einräumte,  eine große Herausforderung darstellen. Außerdem würde der Einsatz zusätzlicher finanzieller Mittel notwendig werden, da der Notarztstandort Ankum bisher vom Marienhospital Ankum-Bersenbrück finanziell unterstützt wurde.

Angesichts der Bedeutung der Rettungswache in Ankum wie auch des Notarztstandorts Ankum sind wir als Kreistags-UWG der Meinung, dass sich die Verwaltung wie auch der Kreistag rechtzeitig mit der Sachlage befassen müssen, um entsprechende Konzepte für eine optimale Versorgung zu erarbeiten.

Ein Krankenhausstandort weniger im Landkreis, das ist ein bitterer Start ins Kreistagsjahr 2023. Ausgestanden ist die Sache aber noch lange nicht.