6 Rettungswachen im Landkreis Osnabrück sollen verstärkt werden, um die stark gestiegene Zahl von Einsätzen bewältigen zu können. Das ist einer Vorlage des Landkreises zur Sitzung des Kreistags-Ausschusses für Feuerschutz, Integration und Ordnung zu entnehmen. Was genau geplant ist: Mehr dazu von Detert Brummer-Bange, dem Vorsitzenden dieses Ausschusses.
„Wie im letzten Jahr im November steht auch in diesem Jahr (am 30. November) zum Rettungsdienst und Krankentransport im Landkreis Osnabrück ein Bedarfsplan auf der Tagesordnung (der Bedarfsplan 2023). Wie wichtig auch der Rettungsdienst für die Bürgerinnen und Bürger ist, das zeigt sich gerade im nördlichen Landkreis im Zuge der massiven Proteste gegen die Niels-Stensen-Pläne, das Marienhospital Ankum-Bersenbrück als Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung zu schließen. In diesem Zusammenhang wurde auch sofort die Frage laut, was aus der Rettungswache in Ankum wird.
Als Kreistagsgruppe SPD/UWG haben wir bereits am 11. November eine Anfrage gestellt und um Antwort gebeten auf die Frage, was die angekündigte Umwandlung des Marienhospitals Ankum-Bersenbrück in ein regionales Gesundheitszentrum für die zukünftige notärztliche Versorgung bedeutet. Weiter unten mehr zur Sondersituation in Ankum. Hier zunächst die laut Bedarfsplan 2023 vorgesehenen Verstärkungen mehrerer Rettungswachen im Landkreis Osnabrück.
Verstärkung für Ankum, Bramsche, Harderberg, Melle, Ostercappeln und Quakenbrück – weil die Einsatzzahlen stark gestiegen sind.
Für den Bedarfsplan 2023 wurde laut Vorlage der Verwaltung das Einsatzgeschehen im Zeitraum vom 01. September 2021 bis 31. August 2022 ausgewertet. Gegenüber der vorherigen Bedarfsplanung sei ein außergewöhnlich starker Anstieg der Einsatzzahlen festzustellen. Die Zunahme der Einsatzfahrten im Landkreis Osnabrück über alle Einsatzarten hinweg liege bei 10,2 %.
Um das erhöhte Einsatzaufkommen bewältigen zu können, soll die Vorhaltung von Rettungsmitteln erweitert werden. Was bedeutet, dass es beides braucht: mehr Personal und auch mehr Fahrzeuge. Zu den Abkürzungen: RTW steht für Rettungswagen, KTW für Krankentransportwagen und N-KTW für Notfall-Krankentransportwagen.
Der Bedarfsplan 2023 des Landkreises sieht gegenüber dem bisher gültigen Bedarfsplan 2022 einen Zuwachs um 269 Rettungsmittelwochenstunden vor. Es handelt sich dabei um folgende Veränderungen:
- Ankum: Die Erweiterung der Vorhaltezeit des zweiten Rettungswagens am Standort Ankum (+ 40,5 Rettungsmittelwochenstunden) und die Inbetriebnahme eines zusätzlichen KTW am Standort Ankum, Mo- Fr. von 8:00 Uhr bis 14:00 Uhr (+ 30 Rettungsmittelwochenstunden). Nach Information des Deutschen Roten Kreuzes wird laut Landkreis-Vorlage der zusätzliche Krankentransportwagen (KTW) in Ankum ab dem 01. April 2023 in Betrieb genommen werden können. Die Ausweitung der RTW-Vorhaltung, also der Vorhaltung des Rettungswagens, soll bereits zum 01. Januar 2023 umgesetzt werden.
- Bramsche: Die Inbetriebnahme eines Notfallkrankenwagens (N-KTW) am Standort Bramsche täglich von 8:00 Uhr bis 18:00 Uhr (+ 70,0 Rettungsmittelwochenstunden).
- Harderberg: Die Verlängerung der Vorhaltezeit des N-KTW am Standort Harderberg um 3 Stunden täglich von 18:00 Uhr bis 21:00 Uhr (+ 21 Rettungsmittelwochenstunden) sowie die Inbetriebnahme eines zusätzlichen KTW am Standort Harderberg, Mo. – Fr, von 8:30 Uhr bis 14:30 Uhr (+ 30 Rettungsmittelwochenstunden).
- Melle: Die Inbetriebnahme eines dritten RTW am Standort Melle, Mo. – Fr. von 08:00 Uhr bis 18:00 Uhr (+ 50 Rettungsmittelwochenstunden).
- Ostercappeln: Die Erweiterung der Vorhaltezeit des KTW 1 am Standort Ostercappeln auf den Samstag und den Sonntag jeweils von 8:30 Uhr bis 17:30 Uhr (+ 17 Rettungsmittelwochenstunden nach Abzug der Pausen).
- Quakenbrück: Die Erweiterung der Vorhaltezeit des RTW 2 am Standort Quakenbrück auf die Sonntagnacht sowie die Verlängerung der Vorhaltezeit von Mo.- bis Fr. um 0,5 Stunden täglich (+ 10,5 Rettungsmittelwochenstunden insgesamt).
Problem Fachkräftemangel, lange Lieferzeiten – und zu Ankum viele offene Fragen.
Ab wann werden die geplanten Verstärkungen greifen? Das muss sich erst noch zeigen, denn auch das Rettungswesen leidet unter einem großen Mangel an Fachkräften. Ein weiteres Problem sind die langen Lieferzeiten bei Neufahrzeugen und Wartezeiten bei den Fahrzeugausbauern. Darum sind, so in der Vorlage zu lesen, „nicht alle vorgesehenen Veränderungen unmittelbar zum 01. Januar 2023 umsetzbar.“ Was Ankum angeht, so ist die Gesamtsituation weiterhin von großer Unsicherheit geprägt.
„Die Auswirkungen auf den Rettungsdienst sind noch nicht im Einzelnen absehbar.“
Zu Ankum ist in der Vorlage zu lesen: Kurz vor Fertigstellung der Vorlage zum Bedarfsplan 2023 hätten die Niels-Stensen-Kliniken angekündigt, eine Neuausrichtung für das Marienhospital Ankum-Bersenbrück zu planen, die ab April 2023 sukzessive umgesetzt werden soll. Die Auswirkungen auf den Rettungsdienst seien noch nicht im Einzelnen absehbar. Der Bedarfsplan 2023 berücksichtige keine Folgen, die sich aus der Neuausrichtung des Krankenhauses Ankum ergeben können.
Nach Einschätzung des Landkreises wird die im aktuellem Bedarfsplan vorgesehene Aufstockung in Ankum jedoch „ausreichen, um bei einer Schließung der Notaufnahme in Ankum verlängerte Patiententransporte zu benachbarten Kliniken zu ermöglichen.“ Ob dem tatsächlich so sein würde, ist aus meiner Sicht derzeit aber noch kaum absehbar.
Bleibt der Notarztstandort Ankum?
Auch das muss, laut Landkreis, erst noch geklärt werden. Noch ist nicht klar, ob sich der Niels-Stensen-Kliniken (NSK) Verbund vom Notarztstandort Ankum zurückzieht. Es gibt Verträge, und so lautet die derzeitige Einschätzung des Landkreises: „Sofern die vertraglich vereinbarte Kündigungsfrist zur Anwendung kommt, ist der Status Quo jedenfalls bis zum 31. Dezember 2023 gesichert. Falls der NSK-Verbund sich vom Notarztstandort Ankum zurückzöge, dürfte die Weiterführung der Versorgung an diesem Standort eine große Herausforderung darstellen, heißt es dazu weiter von Seiten der Verwaltung. Außerdem würde der Einsatz zusätzlicher finanzieller Mittel notwendig werden, da der Notarztstandort Ankum bisher vom Marienhospital Ankum-Bersenbrück finanziell unterstützt wurde.
Die Ausschusssitzung ist öffentlich: Bürgerinnen und Bürger sind willkommen.
Angesichts der weitreichenden Folgen, die die bisherigen Pläne der Niels-Stensen-Kliniken für den Rettungsdienst und den Notarztstandort Ankum hätten, ist es aus meiner und unserer UWG-Sicht mehr als überfällig, dass der Klinik-Verbund nun endlich umfassend informiert. Die Kreisverwaltung hat sich nach eigener Aussage an die Leitung des Krankenhausverbundes gewandt und das Festhalten am Notarztstandort bekräftigt. Was dabei herausgekommen ist, bleibt abzuwarten.
Ort & Zeit Ausschusssitzung: Die Sitzung beginnt am 30. November um 15 Uhr. Ort: Kleiner Sitzungssaal des Kreishauses, Am Schölerberg 1, 49082 Osnabrück. Als Ausschussvorsitzender lade ich Bürgerinnen und Bürger herzlich dazu ein. Mehr zu diesem Thema dann nach der Sitzung am 30. November.“